Oskar Weber (Yuri Völsch) und Patrick Weber (Oliver Wnuk) werden von Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) befragt.

Foto: ORF/BR/Claudia Milutinov

E-Sport, sprich: der Wettkampf mit Computerspielen, hat vor allem bei den unter 30-Jährigen viele Fans. Älteren Semestern – und damit den meisten sonntagabendlichen Fernsehkrimi-Freunden – sind die vollen Hallen, in denen sich Gruppen junger Leute hinter Bildschirmen bei Counter-Strike und ähnlichen Spielen in taktischem Geschick und Reaktionsgeschwindigkeit messen, in der Regel völlig unbekannt.

Dieser Neuheitsfaktor verleiht dem Münchner Tatort: Game Over einen Schuss Exotismus. Den kann der Film gut brauchen, denn vom Plot her haben wir derlei schon öfter gesehen. Es geht um übertriebenen sportlichen Ehrgeiz, um diesbezügliche illegale Mittel – und um Ordnungshüter, die auf die schiefe Bahn geraten.

Da ist der 17-jährige Oskar (Yuri Völsch), Shootingstar der E-Sport-Szene. Unterstützt wird er von seinem Vater (Oliver Wnuk), der mit dem Erfolg des Sohnes auch seine eigene Geltungssucht stillt. Da ist eine private E-Sportler-Gruppe – großteils Polizisten.

Als eine junge Polizistin bei einer Verkehrskontrolle erschossen und im leeren Täterwagen eine verbrannte Leiche entdeckt wird, geraten sie alle ins Visier des Münchner Ermittlerduos Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Die tappen im Dunkeln – bis ein weiterer Polizist – und Counter-Strike-Spieler – tot in seiner Wohnung gefunden wird.

Das E-Sport-Milieu wird bei alledem als rein männliche Domäne dargestellt. Und nicht nur das. Im ganzen Film kommen Frauen nur in undankbaren Rollen vor: Mordopfer, vorwurfsvolle Mutter, hilflose Schwester eines Getöteten. Bei aller sportlichen Modernität: Das ist eher retro. (Irene Brickner, 21.5.2023)