Wenn man nach einem Datum sucht, an dem die 2011 begonnene Umbruchszeit in der arabischen Welt, die "Arabellion", zu Ende ging, bietet sich der 19. Mai 2023 an: der Tag, an dem Bashar al-Assad wieder seinen Platz bei einem Gipfel der Staaten der Arabischen Liga einnahm. 2011 wurde Syrien von der Liga suspendiert, weil die Zeit der Diktatoren, die ihr Volk um des Machterhalts willen abschlachten, abgelaufen schien. Keiner der Staaten, in denen damals Regimewechsel und Aufstände stattfanden, steht heute besser da als vorher. Die Stabilität, auch um den Preis von Unterdrückung und Unfreiheit, hat wieder Ansehen. Das sehen durchaus auch Teile der betroffenen Bevölkerungen so.

Zurück in der Arabischen Liga: Syriens Machthaber Bashar al-Assad.
Foto: Reuters/Firas Makdesi

Die Revolutionsbewegungen von damals sind nicht nur am Widerstand der alten Systeme, sondern auch an sich selbst gescheitert. Demokratie ist viel mehr als die Herrschaft dessen, der Wahlen gewinnt. Die Islamisten, die den pluralistischen Anspruch fallen ließen, sobald sie gewählt in den Ämtern und Institutionen saßen, verantworten die Rückkehr des Autoritarismus in der arabischen Welt mit.

Es ist eine neue Art von Autokraten aufgestiegen, die für gelenkte Modernität ohne politische Freiheit stehen, sich mit Agilität auf dem internationalen politischen Parkett bewegen und dem schwindenden Einfluss der USA und Europas in der Welt Rechnung tragen. Sie schauen nach Russland und China. Auch im Nahen Osten selbst hat sich das Gewicht verlagert: Der alte "Vordere Orient" liegt in Trümmern, Damaskus und Bagdad wurden von Riad und Abu Dhabi abgelöst. (Gudrun Harrer, 19.5.2023)