Nur etwa jeder Fünfte stimmt der Aussage zu, dass, "wer heute Pensionsbeiträge zahlt, sich darauf verlassen kann, im Alter eine angemessene Pension zu beziehen".

Foto: Christian Fischer

Linz – Über einen Aspekt des heimischen Pensionssystems herrscht unter den österreichischen Wahlberechtigten weitestgehende Einigkeit: Es ist besser als jenes (weitgehend inexistente) der USA. Dieser Ansicht stimmen auf einer fünfteiligen Skala 45 Prozent völlig und weitere 23 Prozent überwiegend zu.

Das heißt allerdings nicht, dass die Österreicherinnen und Österreicher dem heimischen Pensionssystem blind vertrauen würden. Im Gegenteil. In der aktuellen Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD wurde 800 Befragten folgendes Statement vorgelegt: "Ich selbst vertraue dem Pensionssystem – ohne dass da große Änderungen nötig sind." Dem stimmten nur acht Prozent vollständig (mit der Note 1) und weitere 18 Prozent überwiegend (Note 2) zu. 27 Prozent vergaben einen Dreier (stimmten also teilweise zu), und 18 Prozent stimmten mit Note 4 eher nicht und 23 Prozent mit einem Fünfer gar nicht zu. Vier von zehn Befragten haben also große bis sehr große Zweifel, dass es mit den Pensionen ohne große Änderungen weitergehen wird.

Je älter, desto ruhiger

Das Vertrauen in das Pensionssystem ist auch innerhalb unterschiedlicher Gruppen von Befragten sehr unterschiedlich verteilt. Männer sind wesentlich zuversichtlicher als Frauen, die Zuversichtlichkeit steigt mit dem Alter. Und: Wer insgesamt optimistisch in die Zukunft blickt, hat auch mehr Vertrauen in das Pensionssystem. In den Parteiwählerschaften vertraut die Anhängerschaft der ÖVP am stärksten, dass keine größeren Änderungen nötig sein werden – diese Gruppe gibt aber auch am häufigsten an, dass eine Eigenvorsorge zur Alterssicherung vorhanden ist.

Nur etwa jeder Fünfte stimmt der Aussage zu, dass, "wer heute Pensionsbeiträge zahlt, sich darauf verlassen kann, im Alter eine angemessene Pension zu beziehen".

Fragt man, ob die Politik genug tue, um das Pensionssystem langfristig zu sichern, bekommt man einen sehr kritischen Befund. Die konkrete Formulierung des STANDARD dazu lautete: "Die Politik tut genug, um das Pensionssystem langfristig zu sichern", er ließ das wieder mit Schulnoten bewerten. 31 Prozent gaben einen glatten Fünfer, 21 Prozent einen Vierer.

Breite Mehrheit für Vollzeitarbeit

Market-Politikforscher David Pfarrhofer erklärt: "Nur sieben Prozent geben der Politik einen Einser, zwölf Prozent einen Zweier – und die Sorge, dass sich die Politik zu wenig um die Pensionssicherheit kümmert, ist in allen Bevölkerungsgruppen weit verbreitet, wenn im Schnitt 52 Prozent der Wahlberechtigten einen Vierer oder Fünfer geben. Allerdings haben wir gesehen, dass von den wirklich wirksamen Vorschlägen nur einer eine breite Mehrheit findet, nämlich jener nach mehr Vollzeitarbeit."

Market legte die Aussage vor: "Um das Pensionssystem zu finanzieren, ist es wichtig, dass wieder mehr Menschen Vollzeit und nicht nur Teilzeit arbeiten." Dafür gab es von 41 Prozent einen Einser und von weiteren 24 Prozent einen Zweier.

Ein genauerer Blick zeigt aber, dass 46 Prozent der Männer, aber nur 36 Prozent der Frauen einen Einser vergeben. Jüngere Befragte stehen der Vollzeitarbeit deutlich reservierter gegenüber als ältere, auch in Haushalten mit Kindern ist die Bereitschaft, zur Sicherung der Pension Vollzeit zu arbeiten, geringer ausgeprägt.

Die höchste Zustimmung zu Vollzeitarbeit kommt aus der ÖVP-Anhängerschaft und von denen, die selbst wohl nicht mehr Vollzeit arbeiten müssen werden: nämlich von Pensionierten mit der Durchschnittsnote 1,6.

Lösungsansatz: Höhere Steuern und Beiträge

Neben Kürzungen hoher Pensionen – was für das Gesamtsystem wenig bewirkt und rechtlich schwierig ist – kommt als weitere Möglichkeit zur Absicherung des Pensionssystems eine stärkere Finanzierung der Pensionen aus dem Budget infrage. Dafür gibt es nur die Durchschnittsnote 2,6.

Noch weniger schmeckt diese Lösung den Befragten, wenn man die Finanzierung konkret durch höhere Beiträge der aktiven Generation(en) vorschlägt – da gibt es nur die Note 3,18. Und umgekehrt sagt auch nur eine Minderheit der befragten Personen, dass die jungen Menschen derzeit zu viel zahlen müssten, damit es den alten Leuten gut geht. Auch dafür gibt es nur die Durchschnittsnote 3,18 – Menschen unter 30 stimmen dem allerdings viel deutlicher zu als Senioren.

Lösungsansatz: Länger arbeiten

Ein weiteres oft diskutiertes und sehr wirksames Mittel zur Absicherung der Pensionen wäre eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters. Mit einer Note von 3,16 ist dies auch nicht sehr populär. Auch in dieser Frage sind junge und alte Befragte sehr unterschiedlicher Meinung – und Männer sind stärker dafür als Frauen, für die das gesetzliche Pensionsantrittsalter ohnehin nach und nach erhöht wird.

Die Wählerschaft der Neos ist besonders deutlich für ein höheres Pensionsantrittsalter, jene der FPÖ ist ganz stark dagegen.

Der Aussage, dass das gesetzliche Pensionsantrittsalter derzeit schon zu hoch sei, wird von 29 Prozent mehr oder weniger stark unterstützt. Jeder dritte Befragte gibt mehr oder weniger deutlich zu verstehen, selbst so früh wie möglich in Pension gehen zu wollen. Besonders weit ist dieser Wunsch in der freiheitlichen Wählerschaft verbreitet.

Lösungsansatz: Weniger Pension

Am wenigsten attraktiv erscheint eine allgemeine Senkung der Pensionshöhe – das wird von 37 Prozent völlig und von 14 Prozent überwiegend abgelehnt. Hier gibt es in den Wählerschaften aller Parteien und in allen Altersgruppen eine ziemlich gleich hohe Ablehnung.

Schließlich fragte Market noch, wer sich nach Ansicht der befragten Wahlberechtigten für ein langfristig sicheres Pensionssystem einsetzt.

Auffallend wenig wird den politischen Parteien (mit Ausnahme der SPÖ, die etwas bessere Noten bekommt als andere), der EU und den Banken zugetraut. Auf den ersten Plätzen liegen der Pensionistenverband (also die Seniorenorganisation der SPÖ), der Seniorenbund der ÖVP und der überparteiliche Seniorenrat, in dem die beiden anderen Organisationen zusammenarbeiten. (Conrad Seidl, 22.5.2023)