Im Wiener Museumsquartier geht es äußerst unterhaltsam zu.

Foto: Bea Borgers

Skateboarden als Thema für ein Bühnenstück ist eher entspannend. Es muss ja nicht immer alles auf die Bühne, was uns an Krisen aufmischt. Die vielgelobte dänische Choreografin Mette Ingvartsen empfindet das wohl ähnlich, und so hat sie für einige skatebegeisterte Jugendliche und Tänzerinnen eine Performance entwickelt, die das Rollern ins Theater bringt.

Dahinter stecken soziale Ambitionen. Spaß an der Bewegung, am Risiko und daran, etwas wirklich gut zu können, bringt Youngsters zusammen. Gemeinschaftsbildung hat Ingvartsen schon früher inspiriert, etwa zu The Dancing Public, das im Vorjahr in Wien gezeigt wurde. Vergeblich mühte sie sich damals, ihr Publikum tanzend in kollektive Ekstase zu versetzen.

Bei Skatepark im Museumsquartier sitzt das Publikum wieder auf der Tribüne. Es beobachtet das Treiben einer jungen Gruppe mit ihren Skateboards und Rollerskates. Singen und Breakdance sind auch dabei. Am Ende applaudieren ganz viele im Publikum enthusiastisch mit Händen und Füßen. Weil’s einfach ein Vergnügen ist, den Jungen bei ihren Spielen zuzuschauen.

Sozialarbeit, nett verpackt

Der Fokus liegt weniger auf dem Abfeiern von Virtuosität und Akrobatik als vor allem auf dem Geschick "normaler" Teens und Twens und deren Freude am Zusammensein. Außerdem schraubt Ingvartsen die übliche männliche Dominanz in den Halfpipes etwas herunter und lässt mit Aline Boas, Mary-Isabelle Laroche und Júlia Rúbies Subirós durchblicken, wie anders sich weibliche Verspieltheit darstellt als die von Burschen.

Zwei der Frauen bewegen sich auf Rollerskates, eine auf dem Skateboard. Die expressivste unter ihnen trägt wüste Gesichtsschminke, tanzt punkig und röhrt metalmäßig in ein Mikro. Die Präsentationsstile bewegen sich zwischen Eleganz und Angeberei. Der Breakdance bleibt Bubensache. Insgesamt hat die Choreografin eine nett verpackte Sozialarbeit abgeliefert. Bleibt die Frage, warum dieser Skatepark die Jugendlichen einfach in ihren gewohnten Ritualen schlichter Selbstpräsentation werkeln lässt, anstatt ihnen etwas Fantastisches, noch Unbekanntes zu erschließen. (Helmuth Ploebst, 22.5.2023)