Die G7 mit EU-Vertretern und dem ukrainischen Präsidenten in Hiroshima.

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Der britische Premier Rishi Sunak warnte vor China als "größter Herausforderung unserer Zeit für die globale Sicherheit und den globalen Wohlstand".

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Das Timing sagt einiges: Peking hat am Wochenende Sanktionen gegen einen der größten US-Chiphersteller, Micron Technology, verhängt. Damit will die Kommunistische Partei Chinas den Spieß umdrehen, denn seit Oktober versuchen die USA, China mit Exportkontrollen von modernster Halbleitertechnologie abzuschneiden.

Während also in der Ukraine seit über einem Jahr ein heißer Krieg tobt, spielt sich hinter den Kulissen ein kalter Wirtschaftskrieg ab. Verdeutlicht haben dies auch die zwei Gipfeltreffen am Wochenende. Die chinesische Presse kritisierte das G7-Treffen im japanischen Hiroshima als "antichinesisch".

Kritik aus dem Außenministerium

"Trotz Chinas ernsthafter Besorgnis nutzten die G7 Themen rund um China, um China zu verunglimpfen und anzugreifen und sich dreist in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen", hieß es aus dem Außenministerium. Die als Sprachrohr der kommunistischen Partei bekannte Zeitung "Global Times" sprach von einem "Anti-China-Workshop", in das sich das G7-Treffen verwandelt hätte. Die USA würden wie im Fall der Ukraine nun eine Krise um Taiwan provozieren.

Ein Professor wird mit den Worten zitiert: "Zweifellos besteht die Strategie der USA darin, die Spaltungen zwischen den asiatischen Ländern zu vertiefen und sogar einen Stellvertreterkrieg in Asien zu beginnen, ähnlich wie sie es im Nahen Osten und in Europa getan haben."

Treffen auch in Xian

Während sich die Führer der G7-Staaten trafen und Einigkeit demonstrierten, hatte China eine Art Gegengipfel abgehalten. Präsident Xi Jinping hatte die Präsidenten von Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan ins chinesische Xian eingeladen, um die Kooperation auszubauen.

Zentralasien steht im Fokus der Initiative "Neue Seidenstraße". Dieses auch als "Belt & Road"-Initiative bekannte Projekt wurde vor zehn Jahren im kasachischen Astana von Xi ins Leben gerufen. Das Prinzip: China vergibt Milliardenkredite an Länder in Asien, Afrika und auch Europa, mit denen chinesische Unternehmen große Infrastrukturprojekte bauen. Demnächst soll eine Zugstrecke die usbekische Hauptstadt Taschkent mit dem chinesischen Kashgar und der iranischen Hauptstadt Teheran verbinden. Das Projekt soll über vier Milliarden Dollar kosten.

Abkommen mit den Taliban

Für China sind Öl- und Gaspipelines aus Kasachstan und Turkmenistan überlebenswichtig, da sie den Westen des Landes mit Energie versorgen. Seit dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan baut China auch dort seinen Einfluss aus. Mit den Taliban hat Peking bereits Abkommen über den Abbau von Rohstoffen geschlossen.

In letzter Zeit sind die chinesischen Investitionen allerdings immer mehr in Verruf geraten. Viele Projekte bleiben weit hinter den Renditeerwartungen zurück, Geld versickerte in den Taschen korrupter Politiker. Weil aktuell zahlreiche Länder in Zahlungsschwierigkeiten geraten, hat Peking sich den Vorwurf eingehandelt, mit seinen Krediten Schwellenländer bewusst in eine Schuldenabhängigkeit geführt zu haben. Das gilt in geringerem Maß auch für die zentralasiatischen Staaten.

Moskau und Peking als Rivalen

Auch wenn das Treffen in Xian wie eine Gegenveranstaltung zum G7-Treffen in Hiroshima gewirkt hat, ist die Realität doch komplexer. Denn während Moskau die ehemaligen Sowjetrepubliken als seine traditionelle Einflusssphäre betrachtet, wächst dort der chinesische Einfluss stetig. Beide Regimes stehen sich in der Region eher als Konkurrenten denn als Partner gegenüber. Der Handel zwischen China und Zentralasien erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von rund 70 Milliarden Dollar, wobei fast die Hälfte auf Kasachstan entfiel. (Philipp Mattheis, 22.5.2023)