Rayyanah Barnawi auf dem Weg zur Space-X-Falcon-9-Rakete, die am 21. Mai in Cape Canaveral Richtung ISS abhob.

Foto: APA/Getty Images

Offizielles Crewfoto mit Ali Alqarni, Rayyanah Barnawi, Peggy Whitson und John Shoffner.

Foto: AP/Axiom Space

Rayyanah Barnawi ist nicht nur die erste saudi-arabische Frau im All, sie ist auch die erste muslimische Astronautin.

Foto: Reuters/Axiom Space

Es war einer dieser Momente, die man durchaus als historisch bezeichnen kann: Am Montag dockte Rayyanah Barnawi als erste saudi-arabische Frau im All an der Internationalen Raumstation (ISS) an. Damit wurde für die 34-jährige Biomedizinerin wahr, wovon sie nicht zu träumen gewagt hatte, wie sie vorab sagte.

Imageträchtiger Space-Trip

Barnawis Auswahl für die vierköpfige private Weltraummission steht aber auch unter einem politischen Stern: Immerhin vertritt sie eine Nation, in der Frauen bis 2018 nicht Auto fahren durften und erst seit 2015 wählen können. Dementsprechend kann Kronprinz Mohammed bin Salman den international besetzten Space-Trip nutzen, um das ultrakonservative Image seines Landes aufzupolieren. Da passt es auch ins Bild, dass Barnawi immer mit Kopftuch zu sehen ist, das zum Teil aber so dezent angebracht ist, dass es kaum vom Haar zu unterscheiden ist.

Doch auch ohne diese strategischen Hintergründe ist Barnawi für die rund zehntägige Mission in der Raumstation topqualifiziert. Aufgewachsen in einem bäuerlichen Dorf, erlangte sie ihren Bachelor in Biomedizin an der neuseeländischen Universität Otago. Es folgte ein Masterabschluss von der saudischen Alfaisal-Universität.

Erfahrene Stammzellforscherin

Seit mehr als neun Jahren widmet sie sich am King Faisal Specialist Hospital and Research Center in Riad der Stammzell- und Brustkrebsforschung. Auf der ISS wird Barnawi eine Reihe von Experimenten in einem Umfeld von annähernder Schwerelosigkeit durchführen können.

DER STANDARD

Barnawi und ihr Crewkollege Ali Alqarni werden die ersten Menschen aus Saudi-Arabien sein, die die ISS besuchen. Sie treten damit in die Fußstapfen von Sultan bin Salman Al Saud, der 1985 als erster Saudi ins All flog. Organisiert wird die zweite komplett private Mission zur ISS vom Raumfahrtunternehmen Axiom Space in Zusammenarbeit mit Space X und der Nasa. Kommandantin ist die frühere Nasa-Astronautin Peggy Whitson, zudem ist der Ex-Rennfahrer John Shoffner an Bord.

Weltraum-Enthusiasmus

Experimentieren war immer ihre Leidenschaft, sagt Barnawi, "Neues zu erforschen, ein Puzzleteil zu finden, das ein Rätsel lösen kann". Ihre Großmutter sei ihr größtes Vorbild. Sie selbst ist sich ihrer Rolle als Vorreiterin sehr bewusst. Sie hoffe, dass der aktuelle Weltraum-Enthusiasmus in ihrem Land eine neue Generation ermutige, Grenzen auszuloten. Hoffentlich nicht nur jene im All, sondern auch jene im Alltag von Frauen. (Karin Krichmayr, 23.5.2023)