Berkeley - Es klingt wie in einem schlechten Umweltbericht: Afrikas Frauen sollen in Zukunft mit Holzkohle statt mit Brennholz kochen. Nach einem Forschungsergebnis soll dies Millionen Leben retten und die Treibhausgase reduzieren. Schon in vorigen Studien hatten ForscherInnen vor der großen Zahl von Todesopfern durch Abgase in den Wohnräumen gewarnt. Außerdem würde Brennholz in den kommenden 45 Jahren 6,7 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre abgeben, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

In den Ländern südlich der Sahara steigt die Zahl der Todesfälle von Frauen und Kindern durch Abgase in den Wohnräumen massiv an. Unter den derzeitigen Voraussetzungen liegt die Zahl der Opfer bis 2030 bei zehn Millionen. "Diese Zahlen sind schockierend", so John Spengler, Umweltmediziner an der Haravard University. Das ForscherInnenteam um Dan Kammen von der University of California in Berkeley warnt auch vor den schwerwiegenden Folgen für die Umwelt, wenn sich die Situation nicht verändert.

UmweltschützerInnen gegen Holzkohle

Allein der Umstieg von Brennholz auf Petroleum oder andere fossile Brennstoffe würde die Belastung innerhalb der Räume um 90 Prozent senken. Ein solcher Umstieg komme für die afrikanischen Länder aber nicht in Frage, da er mit erheblichen finanziellen Mitteln verbunden wäre, die unmöglich aufzubringen sind. Die ForscherInnen sind der Meinung, dass Holzkohle ein effizienterer Weg zur Lösung des Problems sei. UmweltschützerInnen und ÖkologInnen stehen dieser Lösung allerdings sehr kritisch entgegen, denn die Gewinnung von Holzkohle ist ein "umweltproblematischer Prozess," wie Rob Bailis, ein Forscherkollege von Kammen, meint. Zusätzlich wird die Holzkohlegewinnung auch häufig mit Abholzung, einem weiteren Umweltproblem in einigen Regionen Afrikas, in Verbindung gebracht. Bailis sieht Holzkohle als ineffiziente und umweltschädigende Alternative an.

Einig ist sich das Team, dass dieses Modell gemeinsam mit einer nachhaltigen Holzwirtschaft, zum Rückgang der Todesfälle und zu einer Verhinderung von Treibhausgasen um 65 Prozent führt. Kammen ist davon überzeugt, dass neue Methoden zur Herstellung von Holzkohle außerdem die Umwelt zusätzlich schonen. KritikerInnen bemerken jedoch dazu, dass der Einsatz erneuerbarer Energien, wie etwa kostengünstiger Solarkocher, die eigens für Bedürfnisse in afrikanischen Haushalten entwickelt wurden, in der Studie keine Erwähnung findet. ExpertInnen sind überzeugt, dass nur diese Methoden echte Alternativen zum Brennholz darstellen. (pte)