Forschung & Geschlecht
Mädchen und Alkohol: Wie die Burschen
Väter spielen als Anlaufstelle bei Problemen nur untergeordnete Rolle
Innsbruck - Die Hälfte aller Innsbrucker Jugendlichen
konsumiert regelmäßig Alkohol und Zigaretten. Dies ergab
eine Befragung von 493 Schülerinnen und Schülern
im Alter von 14 bis 19 Jahren.
Der Leiter der Studie, Gerhard
Schüßler, Vorstand der Uniklinik für medizinische Psychologie und Psychotherapie,
findet daran insbesondere bedenklich, dass gegenüber früheren Untersuchungen weibliche Jugendliche mit ihren männlichen Altersgenossen gleichgezogen haben. Über mögliche gesundheitliche Folgen der legalen Drogen seien die Jugendlichen gut informiert, würden daraus aber kaum persönliche Konsequenzen ziehen.
Der Zunahme bei den legalen Drogen stehe ein „stabiler Konsum" illegaler Drogen gegenüber. Demnach konsumieren acht Prozent öfter als einmal wöchentlich Haschisch, rund drei Prozent konsumieren regelmäßig harte Drogen. Die Innsbrucker Zahlen würden einer kürzlich veröffentlichten EU-Studie weitgehend entsprechen, erklärt Schüßler.
Bemerkenswerte Detailergebnisse brachte die Untersuchung von Risikofaktoren: Bei
den Jugendlichen unter 16 Jahren haben Berufsschüler in ihrer Altersgruppe ein
322fach erhöhtes Risiko betreffend Nikotin, Gastgewerbeschüler ein 32fach erhöhtes
Risiko beim Alkohol.
Als „Schutzfaktoren" für alle Drogen wurden stabile Bezugspersonen und ein Freizeitverhalten fern von Discos und Lokalen herausgearbeitet. Erste Anlaufstelle bei Drogenproblemen sind für männliche und weibliche Jugendliche Freundinnen. Es folgen Mütter und Freunde, Väter spielen
nur eine untergeordnete Rolle. Studien-Co-Autor Michael Klingseis zieht daraus den Schluss, dass informelle soziale Netzwerkarbeit nach wie vor Frauensache sei.
Befragt wurden die Jugendlichen auch darüber, wie aus ihrer Sicht Drogenberatungsstellen arbeiten sollen. Als wichtigstes Kriterium wird die Sicherung der Anonymität genannt. Das Konzept der Drogenvertrauenslehrer in den Schulen bezeichnet Klingseis als gescheitert. Ein
Berater sollte hohe Qualifikationen, Lebens- und Drogenerfahrung haben und höchstens
35 Jahre alt sein. Gewünscht würden auch Öffnungszeiten
rund um die Uhr. (hs)