Luise Ungerboeck
Wien - In der
Telekom Austria
(TA) gärt es gewaltig. Die Belegschaftsvertreter drohen mit
Streik, wenn der Finanzminister nicht schriftlich zusichert,
dass die Republik der TA als
Kernaktionär erhalten bleibt.Tut er das nicht, kann der Protest bis hin zur völligen Abschaltung des Telefonnetzes
in Österreich gehen, berichten
gut informierte Unternehmenskreise.
Die Gewerkschafter waren
bereits bei Karl-Heinz Grasser
(FP) vorstellig, um die Absicherung der Rechte im Fall der
Total-Privatisierung für die
rund 11.000 Telekom-Beamten zu erwirken. „Ob Grasser
den Verbleib der Beamten in
der Telekom im ÖIAG-Gesetz
festschreibt oder den Einfluss
Österreichs durch Syndikatsverträge absichert, ist uns
egal", erklärte Zentralbetriebsratsobmann Hans-Georg
Dörfler auf Anfrage des
Standard
.Viel Erfolg hatten die Betriebsräte beim Finanzminister jedoch nicht, räumte Dörfler ein. Grasser habe sich
„zwar verständnisvoll gezeigt", aber darauf verwiesen,
dass die Totalprivatisierung
ein Regierungsauftrag sei, den
es umzusetzen gelte. Wie berichtet, soll die Telekom Austria, an der die Telecom Italia
seit 1998 eine Sperrminorität
(25 Prozent plus eine Aktie)
hält, in drei Tranchen an die
Börse gebracht werden. Die
ersten 25 Prozent sollen den
ÖIAG-Plänen zufolge noch
heuer an der Wiener Börse gebracht werden, ein zweites
Paket nächstes oder übernächstes Jahr.
Kein Aprilscherz
Einziges Zugeständnis des
Finanzministers: Der dritte
und letzte Teil werde nur nach
Absprache mit den Beschäftigten privatisiert. „Das ist bereits bekannt, ist uns aber zu
wenig", beharrt Dörfler und
stellt ein Ultimatum: „Wenn
bis 10. April nichts passiert,
dann werden wir über
Kampfmaßnahmen beraten."
Die Betriebsversammlung soll
genau zum Stichtag stattfinden. Wie diese genau aussehen werden, sagt Dörfler
nicht, man sei aber bereit, bis
zu einem Streik zu gehen. „Wir hoffen noch immer,
dass die Vernunft siegt", gibt
sich Dörfler zuversichtlich.
Aber die Zukunft der rund
11.000 Telekom-Beamten
müsse gesetzlich abgesichert
werden.
In der Telekom ist sogar davon die Rede, am 14. April das gesamte Telefonsystem in Österreich vorübergehend abzuschalten. Dass dies für die
Telekom neben einem enormen Imageschaden auch ein
finanzielles Desaster werden
könnte, nehmen die Beschäftigten in Kauf. Die Kritiker unter den Mitarbeitern geben zu bedenken, dass die einzigen
Nutznießer einer solchen
Maßnahme die privaten Telefongesellschaften sein würden. Ein Telekom-Mitarbeiter
kontert: „Wir legen das Netz
ganz sicher so lahm, dass auch
kein Alternativer Betreiber.
Für Minister Grasser ist der Telekomstreik kein Thema - Streikdrohung nach Gesprächen mit Belegschaftsvertretern überraschend
Für Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist der Streik der Belegschaft der Telekom Austria (TA) am 14. April kein Thema. Am vergangenen Montag hätten jedoch im Finanzministerium im Beisein des ÖIAG-Vorstandes Johannes Ditz Gespräche
mit Belegschaftsvertretern der TA und den Gewerkschaftsvertretern der Post- und Fernmeldebediensteten in einer positiven
und konstruktiven Atmosphäre stattgefunden, betont Grasser. Dabei sei man
übereingekommen, dass die Anliegen der Belegschaftsvertreter hinsichtlich dienstrechtlicher Belange geprüft werden. An
eine Schlechterstellung im Zuge der Privatisierung sei seitens der Bundesregierung nicht gedacht.
Zu den Bedenken der Belegschaftsvertreter im Zusammenhang mit dem Verlust der Kernaktionärseigenschaft des Bundes
führte der Finanzminister aus, dass das Regierungsprogramm und der darauf beruhende Beschluss des Ministerrates eine
100-Prozent-Privatisierung auch der Telekom Austria AG vorsieht. Grasser sicherte jedoch zu, dass vor Veräußerung der
letzten 25 Prozent und einer Aktie weitere Gespräche mit Belegschaftsvertretern stattfinden werden.
Der Zentralausschuss-Vorsitzende der TA, Hans Billeth, habe bestätigt, dass Streikandrohungen via Medien nicht Stil der
Gewerkschaft seien und auch nicht im Interesse des Unternehmens und der Mitarbeiter. Billeth zufolge sei an ein
Abschalten des Telefonnetzes am 14. April nicht gedacht, was von diesem auch in einer eigenen Aussendung bestätigt
wurde. Darin legt Billeth weiters Wert auf die Feststellung, dass die mit Grasser am 27. März besprochene
Absicherung der Arbeitsrechte der TA-Mitarbeiter durch die ÖIAG erfolge. Die laufenden Verhandlungen sollten keinesfalls
durch Kampfmaßnahmen belastet werden. (APA)