Innsbruck/München - Vor einem Münchner Schöffengericht begann Mittwochfrüh der Strafprozess gegen einen Tiroler Bezirksrichter. Ihm wird vorgeworfen, einen 13-Jährigen sexuell missbraucht zu haben.

In einer von seinen beiden Verteidigern verlesenen Erklärung räumte der 45-Jährige aus dem Tiroler Unterland ein, dass es am 29. Mai vergangenen Jahres auf einer Herrentoilette des Bad Tölzer Erlebnisbades Alpamare zwischen ihm und einem damals 13-jährigen Amerikaner zu Oralverkehr gekommen war. Die Initiative dazu sei jedoch nicht von ihm, sondern von dem Buben ausgegangen.

Älter gewirkt

Sein Mandant sei "nicht auch nur im Entferntesten" auf den Gedanken gekommen, der Bub könnte das 14. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, sagte Verteidiger Wolfgang Dingfelder. Der 13-Jährige habe erheblich älter gewirkt und habe sich "initiativ, aktiv und sexuell erfahren" gezeigt. Entgegen der Darstellung der Staatsanwaltschaft sei die Initiative von dem Buben ausgegangen.

Mit Jugendlichen am Arm in die Herrentoilette

Die Anklage wirft dem Juristen vor, den Jugendlichen am Arm in die Herrentoilette geführt zu haben. "Aus Furcht vor dem Angeklagten", so die Schrift der Staatsanwaltschaft, habe der 13-Jährige alles über sich ergehen lassen. Einer Putzfrau war aufgefallen, dass eine Toilettentür auffällig lange verschlossen war, die Geschäftsleitung hatte diese daraufhin öffnen lassen.

Der Bezirksrichter saß vom 29. Mai bis zum 22. Juni vergangenen Jahres in deutscher Untersuchungshaft. Der Jurist ist vom Dienst suspendiert. Ob er wieder als Richter tätig sein kann, hängt vom Ausgang des Münchner Verfahrens ab. Das Schöffengericht kann Freiheitsstrafen bis zu vier Jahren verhängen. (APA, fern, DER STANDARD Printausgabe 7.4.2005)