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"Heast, wenn i red, host du Pause!", brüllt es vom Nebentisch. Kurz zuckt man, weil, es ist ja noch früh, aber sofort kehrt routiniert die Contenance zurück. Der cholerische Auszucker des Mundl Sackbauer signalisiert nämlich weniger eine unmittelbare Bedrohung der eigenen Gesundheit, sondern nur ein SMS, das Kollege G. eben erhalten hat. Er findet das lustig und seine Umgebung hat sich daran gewöhnt - gewöhnen müssen.

Die "ZiB 2" zeigte Mittwochabend einen Beitrag über Handyverbote an Schulen. Immerhin: In Österreich gebe es mehr Handys als Einwohner, hieß es darin. Es muss also einen Trend zum Zweit- oder Dritthandy geben (kann man sich gar nicht vorstellen, als normaler Mensch).

Aber es besteht Hoffnung: In einem Nebensatz war zu vernehmen, dass neben dem für Schüler an vielen Schulen geltenden Handyverbot nun auch der Lehrkörper im Unterricht "nicht mehr" zum Handy greife. Die Pisa-Studie wird es ihm danken. Ein paar Sender weiter unterbrach kurz darauf der frühere Musiksender Viva und jetzige Ich-weiß-nicht-was sein Programm für einen Werbeblock, der das Ausmaß der Katastrophe verdeutlichte.

Minutenlang Lockrufe für Klingeltöne: Techno-Ausschussware, Idioten-Jingles und andere "individualisierende" Angebote für eine Zielgruppe vor der ersten Rasur veranschaulichten, welche Raves in den Schulstunden stattgefunden haben müssen.

"Heast, wenn I red, host du Pause." Lustig. Könnte man die Kampfzone gegen Handys bitte auch auf die Arbeitszeit ausweiten? (flu/DER STANDARD, Printausgabe, 8.4.2005)