Die Schwiegereltern-Komödie Meet the Fockers ist dafür ein schrilles Beispiel. Die Veteranen Dustin Hoffman und Barbara Streisand spielen ein 68er-Ehepaar, das sich in Florida ein subtropisches Paradies eingerichtet hat, aus dem Sohn Gaylord Focker (Ben Stiller) nur schwer gezeichnet entkommen ist. Die Fockers verkörpern den Jugendlichkeitskult als Karikatur in Hawaii-Hemd und Dusen-Toga, während sich der Sohn (in der Mitte des Lebens) in eine unspezifische Durchschnittlichkeit geflüchtet hat. Streisand (63) war nie wirklich jung, deswegen altert sie auch nicht. Hoffman (67) aber war einmal eine Hoffnung des coolen, dissidenten, paranoiden Ostküsten-Amerikas - in Meet the Fockers macht er sich selbst darüber lustig.
Das Altern (oder dessen Verweigerung) ist weniger relevant für die eigene Biografie als für das Generationenverhältnis. Väter und Mütter können sich bis zur Mumifizierung jung halten, solange sie Kindern eine Möglichkeit geben, sich selbst zu positionieren. Das Hollywood-Kino der 30er- bis 50er-Jahre hatte davon einen klaren Begriff: Es gab ein ausgeprägtes Erwachsenenalter, in das man früh eintrat und aus dem man irgendwann in die Rolle des Faktotums ausschied. Der Verlauf deckte sich weitgehend mit orthodoxen Erwerbsbiografien. Stars wie Spencer Tracy oder Katharine Hepburn hatten immer ihr eigenes, ideales Alter. Die Filme wurden von Erwachsenen gesehen, man erkannte sich selbst auf der Leinwand wieder, wusste aber natürlich um die Differenz zu den Stars, die schöner und schlagfertiger waren. Der Kult des Jugendlichen und die Verweigerung des Erwachsenwerdens sind filmhistorisch noch jung.
Die adoleszenten Vierzigjährigen gehen einher mit einem Umbau der Gesellschaft, in der es nicht mehr viel hilft, durch artikulierte Kommunikation und Kompetenz zu überzeugen. Implizite Kommunikation gewinnt an Bedeutung, soll heißen: Zuerst spricht der Körper. Im klassischen Hollywood-Kino trugen die Männer Anzug, die Frauen Kleid, Hut und Handtasche. Stil war eine Frage der Ausstattung, Sex eine Sache der Andeutung. Seit den 80er-Jahren zählt im Kino die ikonische Entblößung: An einer Stelle im Film muss sich der Star ausziehen und setzt eine Norm, an die er oder sie (und das Body Double) künftig gebunden sind.
Darin besteht dann auch die Arbeit. Brad Pitt (41), Bruce Willis (50) und Clint Eastwood (75) haben höchst unterschiedliche Abstammungen - ihre Körper aber gleichen einander wie die Bearbeitungsmedien, an die sie erinnern: Brad Pitt will ein Geschöpf des Meißels sein, Willis ist das Werk der Hantel und Eastwood kommt von der Streckbank (seine Haut immerhin zeugt von Biologie). Die weiblichen Stars können dieser Form des männlichen Altersstarrsinns nicht so einfach folgen. Annette Bening gibt in Being Julia in diesen Tagen das Porträt einer in die Jahre gekommenen Theaterdiva, die sich nach neuen Medien der Selbstverwirklichung umsieht. Der jugendliche Liebhaber erweist sich als Übergangslösung, langfristig hilft nur die Demütigung der nachdrängenden Jungstarlets, also die direkte Konkurrenz mit dem eigenen Geschlecht. Das Prinzip des "forever young", das die Männer für sich reklamieren, schlägt bei den Frauen um in eine strikte, allerdings zunehmend weiter nach hinten verschobene Trennung zwischen "Jung" und "Erwachsen". Sandra Bullock (40) fällt unter die Kategorie "Jung", wenn sie in Miss Undercover 2 am Rande einer Schönheitskonkurrenz Ermittlungen anstellt. Meryl Streep (55) wurde in dem Remake von The Manchurian Candidate gleich so "erwachsen", dass sie als potenzielle Präsidentenmutter durchgehen konnte. Streep hat sich häufig darüber beklagt, dass Hollywood keine interessanten Rollen mehr für sie hätte.