Kapfenberg - Es handle sich um das größte Unglück bisher im Böhler-Uddeholm-Konzern, erklärte Vorstand Heimo Stix Fraitag in Kapfenberg, wo die Unternehmsleitung gemeinsam mit Vertretern der Behörden und Einsatzkräfte ein Pressekonferenz zum Unfall im Böhler Edelstahlwerk gab. Dem Notarzt zur Folge wurden bei dem Austritt von flüssigem Stahl vier Beschäftigte getötet, drei erlitten schwere Verletzungen. Ein Arbeiter wurde ins Wiener AKH geflogen, die anderen beiden ins LKH Bruck/Mur gebracht. Letztere sind außer Lebensgefahr.

"Wochen und Monate"

Die genaue Ursache festzustellen dürfte, laut dem steirischen Sicherheitsdirektor Josef Klamminger "noch Wochen und Monate" dauern. Wie Böhler-Edelstahl-Geschäftsührer Hans Weygand sagte, sei bei dem Unglück "flüssiger Stahl unkontrolliert ausgetreten". Zum Zeitpunkt des Unfalls hätten sich sieben Arbeiter der Frühschicht im Bereich der Pfannengrube befunden.

Wie Hans-Peter Fauland, dem Leiter des Stahlwerkbetriebs, schilderte, sei es zu dem Austritt gekommen, als vom Elektroofen geschmolzener Stahl in die Gießpfanne gegossen wurde. Dabei oder kurz danach sei es zu der verhängnisvollen Reaktion gekommen. Ob es sich dabei um eine chemische Reaktion oder eine Verpuffung handelte, konnte von den Experten noch nicht gesagt werden.

Abkühlphase

Nach den Worten von Vorstand Stix und den Ermittlern der Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos werde man eine rasche Ursachenklärung in die Wege leiten. Geschäftsführer Weygand gab allerdings zu bedenken, dass der so genannte Abstich bei rund 1.600 Grad Celsius erfolge. Man müsse jetzt die Abkühlphase abwarten.

Pro Woche werden 60 bis 80 Chargen im Volumen einer Pfanne abgegossen. Die Gusspfanne sei nach oben hin offen, seit Jahrzehnten werde laut Weygand so gearbeitet, und bisher sei noch nie etwas passiert.

Hohes Tempo

Laut Notarzt Oliver Fadenberger hätten die Verletzten sowohl Rauchgasvergiftungen davongetragen als auch Brandverletzungen erlitten. Man könne davon ausgehen, dass bei den getöteten Arbeitern "alles in einem sehr, sehr hohen Tempo" gegangen sei.

Die Identität der Opfer werde mit Rücksicht auf die Angehörigen nicht bekannt gegeben, so die Behördenvertreter. Mitgeteilt wurde lediglich, dass es sich um Arbeiter im Alter von 22 bis 54 Jahren handelt, darunter auch Familienväter. Bezirkshauptmann Berhard Preiner: "Die psychologische Betreuung der Angehörigen sowie auch der betroffenen Kollegen ist durch die Kriseninterventionsteams von Rotem Kreuz und Land Steiermark sichergestellt."

Dem Bericht des Vizekommandanten der Böhler-Werksfeuerwehr, Ewald Löw, zur Folge, ist bei der Unglücksstelle ein mittlerer Brand entstanden, der aber rasch unter Kontrolle gebracht werden konnte. Danach habe man die Bergungsarbeiten des Roten Kreuzes unterstützt und Absperrmaßnahmen durchgeführt. Für die Umgebung bestand keine Gefahr. (APA)