Esther Mitterstieler / Lydia Ninz Wien - Die österreichischen Landwirtschaftskammern wollen und können laut eigenen Angaben kein Geld locker machen, um etwas zur Entschädigung der Zwangsarbeiter beizutragen. „Die Republik wird hier einspringen müssen“, sagte August Astl, Generalsekretär der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern (Präko). Dass für die in der Landwirtschaft eingesetzten Zwangsarbeiter wie von der Regierungsbeauftragten Maria Schaumayer geplant weniger hohe Entschädigungen anfallen sollen, begrüßen die Kammern. Denn die Lebensbedingungen im ländlichen Raum seien zur NS-Zeit deutlich besser gewesen als etwa in der Industrie. Der Vorschlag, die Mitgliedsbeiträge an die Kammern in die Entschädigungs-Töpfe umzuleiten, eigne sich nicht für die Präko. „Wir haben ohnehin schon einen geringen Spielraum“, sagte Astl. „Das würde nur bedeuten, dass der staatliche Anteil für die Finanzierung der Kammern in die Entschädigungen fließen würde. “ Statt staatliche Mittel umzuleiten, solle der Staat gleich direkt zahlen. „Wir schrauben uns nicht, aber wir denken nicht daran, für die anderen zu zahlen“, sagt Lorenz Fritz, Generalsektetär der Industriellenvereinigug. Die Industrie werde auf keinen Fall für die in der Landwirtschaft eingesetzten Zwangsarbeiter aufkommen und auch nicht für jene Betriebe, die heute noch überwiegend dem Staat gehöre, also nicht für den Verbund, für die Bahn oder Post. Zur Kassa gebeten würden zunächst zwar nur jene Industriebetriebe, die damals Zwangsarbeiter beschäftigten und die es heute noch gibt. Zum Beispiel Va-Tech, Va-Stahl, Böhler-Uddeholm oder der Magna-Konzern mit Steyr. Darüber hinaus gebe es, so Fritz, aber auch noch Entschädigungen für Zwangsarbeiter, die sich nicht mehr klar zuordnen lassen. Entweder weil es die Firmen nicht mehr gebe oder weil sie ins Ausland verkauft wurden. Für diese Gruppe könne es möglicherweise eine solidarische Lösung aller Industriebetriebe geben, meint Fritz. Im Klartext: Es müssten auch jene Industrieunternehmen in den Fonds einzahlen, die mit Zwangsarbeitern nichts am Hut hatten. Fritz betont, dass die ganze Angelegenheit erst noch intern mit den Mitgliedern besprochen werden müsse und es noch nicht einmal Verhandlungen mit der Regierung gebe. Erleichtert werden könnte den Firmen ein Solidaropfer durch niedrigere Beiträge zur Wirtschaftskammer (WKÖ), obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun habe. Es wäre dann wie beim Strom, wo die höhere Stromabgabe durch sinkende Preise „eher erträglich“ gemacht würde. Eine Aufstellung aller betroffenen Firmen gebe es nicht, nur ein paar Große haben sich gemeldet. Es gibt auch Stimmen, die eine Umleitung der Beiträge an die WKÖ in die Töpfe der Entschädigungen verlangen. Dabei geht es um bis zu neun Milliarden Schilling.