Dabei seien zahlreiche Dokumente beschlagnahmt worden. "Die verfassungsfeindliche Betätigung der Kameradschaft 'Hauptvolk' und ihrer Untergliederung waren für den Rechtsstaat nicht länger hinnehmbar", erklärte Schönbohm. Die Gruppe habe immer wieder durch Neonazi-Propaganda und Straftaten von sich reden gemacht.
60 Mitglieder
Anfang März hatte bereits Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) die Kameradschaften "Tor" und "Berliner Alternative Süd-Ost" verboten. Laut Schönbohm bestand die Kameradschaft "Hauptvolk" etwa seit dem Jahr 2000. Sie sei damals aus der rechtsextremistischen Szene im Raum Rathenow/Premnitz entstanden und habe zusammen mit "Sturm 27" zuletzt etwa 60 Mitglieder gehabt. Diese hätten sich durch einheitliche Kleidung deutlich sichtbar gekennzeichnet.
So hätten die Mitglieder Hemden mit dem in altdeutscher Schrift geschriebenen "Hauptvolk" getragen. Der Name "Sturm 27" habe sich an die im Dritten Reich in der Region Rathenow aktive SA-Brigade 27 angelehnt.
Gewalttaten
Wie der Berliner "Tagesspiegel" im Voraus aus seiner Mittwochsausgabe berichtete, verherrlichte die Gruppierung in Publikationen mit Namen wie "Der Landbote" prominente Nazis und agitierte dort gegen Juden. Außerdem sei der Holocaust als "Schwindel" bezeichnet worden. Die Staatsanwaltschaft habe in den vergangenen Jahren fast die Hälfte der Mitglieder mit Verfahren überzogen. Dabei sei es um szenetypische Propagandadelikte und um Gewalttaten gegangen.
Mindestens ein Mitglied von "Hauptvolk" soll laut dem Bericht am Überfall von Neonazis auf einen jungen Linken in Rathenow beteiligt gewesen sein. Die vermummten Schläger hätten im August 2004 das Auto gestoppt, in dem der Linke saß, dann sei er herausgezogen und geprügelt worden.
Neonazis bewachten Asylbewerberheim
Fünf Monate zuvor habe in Göttlin (Havelland) ein Gruppe, darunter Neonazis vom "Sturm 27", mit Eisenstangen und Steinen ein Auto von Linken attackiert. Die Insassen seien mit dem Schrecken davongekommen. Größere Empörung habe es 2002 gegeben, als bekannt geworden sei, dass ausgerechnet "Hauptvolk"-Mitglieder als Beschäftigte einer Sicherheitsfirma das Rathenower Asylbewerberheim bewachten.