Nach Berichten von KZ-Überlebenden überzeugte Herrmann die SS-Bewacher des Außenkommandos davon, die Häftlinge wegen der von ihnen zu leistenden kriegswichtigen Arbeit nicht zu misshandeln. "Er hat wie ein Vater über seine Mitgefangenen gewacht", sagte Niederorschels Bürgermeister Hans Dannoritzer (CDU). Der 1903 geborene Herrmann war von 1939 bis 1945 im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach dem Krieg wurde er Oberregierungsrat im Innenministerium von Sachsen-Anhalt. 1948 trat er aus der SED und den Diensten der Landesregierung aus. Bis zu seinem Tod wurde er von der DDR-Stasi observiert.
Zeit
Posthume Ehrung für ehemaligen Buchenwald-Insassen
Otto Herrmann als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet - kommunistischer Häftling hatte sich für seine jüdischen Mitgefangenen eingesetzt
Niederorschel - Die israelische Holocaust-Gedenkstätte
Yad Vashem hat einen einstigen Häftling im Konzentrationslager
Buchenwald, Otto Herrmann, posthum als "Gerechter unter den Völkern"
geehrt. Eine Enkelin des 1969 verstorbenen Kommunisten nahm am
Mittwoch im thüringischen Ort Niederorschel die Gedenkmedaille
entgegen. Als so genannter Kapo (Aufseher) im dortigen
KZ-Außenkommando hatte sich Herrmann für seine jüdischen
Mitgefangenen eingesetzt. In Niederorschel mussten die Häftlinge
Flugzeugteile bauen.
Die Gedenkstätte Yad Vashem hat bisher mehr als 20.000 Nicht-Juden
als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet, die während der
NS-Zeit verfolgten Juden halfen. Erst am Montag war der deutsche
Wehrmachtsoffizier Karl Plagge geehrt worden, der in Litauen Juden
vor der Deportation durch die SS bewahrt hatte.(APA/dpa)