Wien - Eigene Radwege - oder Fahrradstreifen auf der Fahrbahn? Diese Glaubensfrage versuchten am Freitag Experten auf Einladung der Radlobby Argus mit objektiviertem Unterfutter zu klären. Das Ergebnis ist - naturgemäß - ein differenziertes. So einfach kann man es sich nicht machen: Mehrzweckstreifen hui - Radweg pfui. "Der Erfolg einer Anlage hängt oft von den Details ab", bilanziert Martin Forstner von der Argus. "Es gibt keine Patentlösung."
Aber es gibt einige Kriterien, die zu beachten sind. Gegen Radewege mit Gegenverkehr spricht sich Forstner grundsätzlich aus - sie seien zu gefährlich. Auch Markierungen auf Gehsteigen seien oft problematisch, "die bauliche Trennung zu Fußgängern muss Standard sein". Und es würden immer noch "nicht fahrbare Fahrlinien" aufgepinselt, wie 90-Grad-Kurven.
"Mehrzweckstreifen"
Das zweite Konzept sind die "Mehrzweckstreifen": jene abmarkierten Streifen auf der Fahrbahn, auf denen Radfahrer Vorrang haben - und die Kfz bei Bedarf mitbenützen dürfen, sofern sie die Radler nicht behindern oder gefährden. Die seien laut Forstner "unter einem Maß von 1,50 Metern nicht sinnvoll". Derzeit würden von der MA 46 (Verkehrsorganisation) für die Autofahrbahn mindestens 2,30 Meter und für den Mehrzweckstreifen daneben 1,20 Meter empfohlen.
Auch solle es diese Mehrzweckstreifen nicht neben Schrägparkern geben. Oft seien auch begleitende Maßnahmen notwendig - wie etwa Tempo-30-Zonen. Weiters sollten Mehrzweckstreifen auch über die Kreuzungsbereiche gezogen werden. Andererseits seien aber Mehrzweckstreifen für "Freizeitradler" oft ungeeignet.
Das Problem bei der Radwegplanung sei meist, "dass man zu spät eingebunden wird; zu einem Zeitpunkt, wo man eigentlich nur noch Ja oder Nein zum fertigen Projekt sagen kann". Und "generell fehlt eine Evaluierung der Anlagen", so Forstner.
Keine Scheinlösungen "Man muss wegkommen von Scheinlösungen und Fahrräder wieder dorthin bringen, wo sie hingehören, nämlich auf die Fahrbahn", ist Roman Riedel von der Wiener Stadtplanung überzeugt. Das ursprüngliche Konzept sei nämlich gewesen, dass man die Radler einfach von der Straße weg haben wollte, "darum heißt's ja auch: Rad-weg", grinst Riedel.