Die Pharmabranche ist ein sehr empfindlicher "Patient", wie sich an der aktuellen Debatte über Sparstifte der öffentlichen Hand im Gesundheitswesen zeigt. Wehklagen ertönt über politisch erzwungene Einschnitte.

Berufseinsteiger sollten sich davon allerdings nicht abschrecken lassen, diese Klagen nicht als Impuls zum Wegdrehen sehen.

Denn: Es stimmt schon, dass der harte Kern der Health-Care-Konzerne, nämlich die Pharma, international auf Konzentrationskurs ist, weil die Erstattungsleistungen der staatlichen Gesundheitssysteme eingefroren werden und weil die Entwicklungskosten für neue Medikamente hoch sind. Allerdings: Die großen der Branche - Pfizer, Eli Lilly, Novartis, Bayer -, das sind längst keine Pharmaunternehmen mehr, sondern eben Health-Care-Konzerne. Sie haben ihre Strukturen in einen der wenigen sicheren Wachstumsmärkte gestellt - nämlich in die gesamte Gesundheits(vorsorge)-Palette, den Diagnostik-, den Wellness- und den Nahrungsergänzungsmittel-Bereich.

Das ist ein Strukturwandel in einem Wachstumsbereich, der neue Jobs bringt, neue Karrierewege erschließt. So wie Bayer-Österreich-Chef Martin Hagenlocher in nebenstehendem Interview auch sagt: horizontale Karrierewege innerhalb der Konzerne.

Wir leben länger und haben mehr Möglichkeiten, uns um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu kümmern. Die Ausgaben für Gesundheitsleistungen werden also weiter steigen - allerdings aus privaten Finanzierungsquellen -, und die in der Branche tätigen Unternehmen werden davon profitieren. So schafft der Strukturwandel der Branche neue Jobs für Mediziner, für Naturwissenschafter, für Manager. (Der Standard, Printausgabe 16./17.4.2005)