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Ein Plakat bei einer Kundgebung für den Atomtechniker Vanunu

Foto: Reuters/Magen
Riga - Der als "Atomspion" in die Geschichte eingegangene und vom israelischen Geheimdienst aus Italien verschleppte Wissenschaftler Mordechai Vanunu soll am Dienstag (morgen, 19. April) mit fast 18-jähriger Verspätung den ihm im Jahr 1987 zuerkannten "Alternativen Nobelpreis" überreicht bekommen. Das teilte die den Preis vergebende "Right Livelihood Award"-Stiftung am Montag in Stockholm via Aussendung mit.

Vanunu, der vor knapp einem Jahr nach langjähriger Haft aus einem israelischen Gefängnis entlassen wurde, soll den Preis in Jerusalem von Right-Livelihood-Gründer Jakob von Uexkull in Empfang nehmen. Vor der Überreichung plant Uexkull eine Rede oder eine schriftliche Präsentation vor dem Verfassungs- und Justizausschuss der Knesset, heißt es in der Aussendung. Der Ausschuss ist für die Aufrechterhaltung der derzeit noch geltenden Freiheitsbeschränkungen Vanunus zuständig.

Interviewverbot

Israel hat Vanunus Reisefreiheit nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis eingeschränkt und ihm Äußerungen gegenüber ausländischen Medien verboten. Schweden und Norwegen haben jeweils einen Asylantrag Vanunus bereits abgelehnt. Israels Oberster Gerichtshof hatte die strengen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit für den Atomexperten bestätigt.

Vanunu hatte neun Jahre am Atomreaktor Dimona in der Wüste Negev gearbeitet und der britischen Zeitung "Sunday Times" 1986 Informationen über Nukleargeheimnisse Israels übermittelt. Basierend auf seinen Aufdeckungen und heimlich aufgenommenen Fotos kamen Experten zu dem Schluss, dass Israel über das sechstgrößte Atompotenzial der Welt verfüge. Noch im selben Jahr entführten Agenten des Geheimdienstes Mossad Vanunu in Rom und brachten ihn nach Israel. Dort wurde er in einem nicht öffentlichen Prozess zu 18 Jahren Haft verurteilt, von denen er zwölf in strenger Einzelhaft verbrachte.

Israel hat den Besitz von Atomwaffen weder bestätigt noch dementiert. Die so genannte Politik der atomaren Zweideutigkeit sei für die Verteidigung des Landes "unverzichtbar", hatte Ministerpräsident Ariel Sharon anlässlich eines Besuches von IAEO-Chef Mohammed El Baradei erklärt. Israel ist als einziges Land der Region nicht dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten.

Reiseverbot verlängert

Israel hat das Reiseverbot für den Atomexperten verlängert. Vanunu werde auch in den kommenden zwölf Monaten keinen Reisepass erhalten, sagte Innenminister Ophir Pines-Pas am Dienstag in einem Interview des Armeerundfunks. Die Regierung sei besorgt, dass Vanunu weitere Informationen über das israelische Atomprogramm an das Ausland geben und somit der nationalen Sicherheit schaden könne. (APA)