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Ob bei der Erdbeerernte an der Ostsee oder im Altenheim ums Eck: Praktika bieten Raum für soziales Engagement.

Foto: dpa/Büttner

"Noch einmal würde ich es zwar nicht machen, aber es war in jeder Hinsicht eine interessante Erfahrung, und für das Geld hat es sich gelohnt", meint Iris, 15, rückblickend auf ihren Ferienjob bei der Tullner Gartenbaumesse im August vergangenen Jahres. Sie hat dort mehrere Tage "in der größten Hitze Blumen und Bäume gegossen und Blätter zusammengekehrt".

Österreichweit arbeiten jährlich rund 162.000 Jugendliche während der Sommermonate. Dass es den meisten dabei ums Geldverdienen geht, bestätigt eine unter 977 Jugendlichen durchgeführte Studie des Landesjugendreferats Oberösterreich: 82 Prozent der dort lebenden Teenager jobbten aus diesem Grund und verwendetet ihren Verdienst primär für Kleidung (44 Prozent) und zum Ausgehen (42 Prozent). Immerhin 39 Prozent der Jugendlichen legten das Geld aufs Sparbuch.

"Ich habe den Ferienjob vergangenes Jahr hauptsächlich wegen des Geldes gemacht. Es war eine sehr eintönige Arbeit", beschreibt Benjamin Reimitz (16). Nena Csitkovics (15) sieht das differenziert: "Ich jobbe im Sommer, weil ich etwas dazuverdienen, aber auch Erfahrungen in der Berufswelt sammeln will. Außerdem sind Praktikanten auch für die Firmen toll, weil sie ihnen unangenehme Arbeiten abnehmen und Abwechslung in den Betriebsalltag bringen." Ähnlicher Meinung ist Karl Hochreiter, Personalmanager bei Lkw Walter, wo jährlich 30 bis 40 Ferialpraktikanten unterkommen: "Ich halte viel von Praktikanten. Die Unternehmen profitieren auf jeden Fall von ihnen."

Viele Jobsuchende entscheiden sich für eine Arbeit im Ausland, nicht nur um auszuspannen. "Ich habe jeden Tag zwölf Stunden gearbeitet – anstrengend war es schon", sagt Melanie Kraft (19) über ihren Ferialjob als Kinderanimateurin in der Türkei. Es sei ein Vorurteil, dass Animateure "für ihren Urlaub bezahlt werden". Bevor man sich jedoch im Ausland anstellen lässt, sollte man die gesetzlichen Bestimmungen unter die Lupe nehmen. In Österreich ist es nicht möglich, vor dem 15. Geburtstag und der Beendigung der Schulpflicht ein Arbeitsverhältnis einzugehen. Außerdem dürfen Jugendliche nicht für Überstunden herangezogen werden. Beachten sollte man auch, dass der Anspruch auf Familienbeihilfe mit der Volljährigkeit und einem zu versteuernden Einkommen von mehr als 8725 Euro pro Jahr verloren geht.

Freiwilligkeit geht vor

Dass die Chancen auf einen Ferialjob um diese Zeit aber schon sehr gering sind, zeigt eine Statistik des Arbeitsmarktservice Österreich: Während es im Frühling letzten Jahres noch 52 Ferialjob-Stellen gab, stehen heuer noch 19 Jobs offen. Spätzünder, denen das Geld nebensächlich ist, haben aber die Möglichkeit, freiwillige Einsätze im In-oder Ausland zu absolvieren. Seit 27 Jahren besteht beispielsweise die Organisation "Freiwilliges soziales Jahr". Insgesamt arbeiteten dort bereits 2000 Jugendliche bei Einsätzen in Alten- und Behindertenheimen, Kindergärten und auf Biobauernhöfen mit.

Auf sozial engagierte Jugendliche warten außerdem fünf faire Praktika vom Dachverband der Weltläden. Bis Ende Mai kann man sich für ein bezahltes, faires Jobtraining als Trendforscher, Reporter, "Sales Manager mit Sozialverantwortung" oder "Label-Assistent für African HipHop und Reggae" bewerben.

(DER STANDARD, Anna Maria Nics Kim Eichhorn, Hannah Berger, Printausgabe, 19.4.2005)