Der schönste Tag im Leben einer Frau. Moment. Das war dieses hochinteressante Exklusivinterview mit . . . Oder der atemberaubende Tauchgang in . . . Nein, vielleicht doch die persönliche Erkenntnis, dass . . . Wie bitte? Hochzeit? Geschenkt. Wenn ich ein paar Stunden lang Prinzessin spielen will, gehe ich auf Bälle. Da ist außerdem die Farbauswahl fürs Outfit größer. Und das hat nichts mit einem Mangel an Männern zu tun, deren Verstand ebenso beeindruckt wie ihre emotionale Intelligenz, ihr Gefühl, ihr Stil, ihre Sinnlichkeit, ihr Witz und ihre Figur. Solche Typen sind rar, aber real. Ich frage mich lediglich, warum ich einen davon nicht nur lieben, begehren und achten, sondern auch noch heiraten sollte. Die Statistik stützt die Skepsis: Von den Siebzigerjahren weg gerechnet, sank die Heiratsneigung der ÖsterreicherInnen um rund zwanzig Prozentpunkte. Mit über 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit landete man vor drei Jahrzehnten im Hafen der Ehe, heute sind es 71 (Männer) beziehungsweise 75 (Frauen) Prozent. Über den kleinen, feinen Geschlechterunterschied - sind die Herren unwilliger oder schwerer vermittelbar? - darf spekuliert werden, auch darüber, warum gerade die Kärntnerinnen am ehesten ledig bleiben. Fest steht, dass das Modell Ehe stetig Staub ansetzt. Vor allem in der Version mit dem Ewigkeitsanspruch. Vier von zehn vor Gott und/oder Beamten besiegelte Paarungen enden vor dem Scheidungsrichter, im Schnitt ist der Ofen nach 10,8 Jahren aus. Wienerinnen sollten überhaupt eher Roulette spielen als heiraten: Die Chancen, dass es schwarz kommt, obwohl man auf die Farbe der Liebe gesetzt hat, sind bei 50 Prozent Scheidungsrate ziemlich vergleichbar. Allerdings kann man im Casino die Verluste besser kalkulieren. Stimmt, es gibt Eheverträge. Aber erstens lassen sich manche materiellen Rechtsfolgen selbst durch Brockhaus-dicke Vereinbarungen nicht ausschließen, zweitens zieht mir das Kleingedruckte bereits beim Buchen einer Wochenendreise den Nerv, geschweige denn beim Gründen einer Lebensgemeinschaft. Und drittens ist die ganze Vertragsmeierei nur ein Indiz dafür, wie sehr sich der ursprüngliche Inhalt der Ehe - er verdient, sie bedient - überlebt hat. Zum Glück. Denn vielen lieben Dank, ich möchte nicht versorgt werden. Ich möchte selbst arbeiten. Engagiert. Erfolgreich. Um gutes, unabhängig machendes Geld. Statusgewinn im Standesamt? Bewahre. Es reicht schon, wie manche das Mündchen spitzen, wenn sie "Frau Chefredakteurin" zu mir sagen. Ich will nicht auch noch erleben, wie ihnen ein "Frau Direktor" ganz locker über die Lippen kommt, nur weil ich grad einen Herrn Direktor geheiratet habe. Und wozu ein neues Label? Seinen Namen tragen? Merci bien. Ich habe meinen eigenen dreieinhalb Jahrzehnte lang mit Persönlichkeit angefüllt. Wozu ein neues Label samt mühsamem Relaunch, vor allem beruflich? Zugegeben: Das mit dem Namen kann man sich inzwischen richten. Aber letztlich ist das nur eine weitere Paragraphenkrücke für ein anachronistisches Konstrukt. Und sollte ich tatsächlich Kinder kriegen, was mangels tragfähiger Oma-Netzwerke sowie angesichts der derzeit propagierten "Wahlfreiheit" zwischen etwas Kindergeld und keinen berufstauglichen Betreuungseinrichtungen reichlich abenteuerlich wäre, so bin ich sicher: Es ist nicht die Familie auf dem Papier, die sie brauchen. Der Symbolik, ja, der gewinne ich zum Teil was ab. Von mir aus steckt mir einen Ring an und schart alle Bekannten & Verwandten um mich, auf dass die ganze Welt weiß: Mit dem Mann will ich wirklich. Das kann ein schönes Fest werden. Für das ich allerdings lieber gutes Catering vorbestellen würde als einen geistlichen oder staatlichen Würdenträger. Ach, das Ritual. Dingdong, Halleluja, bis dass der Tod euch scheidet. So wie man Gott immer wieder verkauft, dürfte er mich eigentlich nicht nur dann stärken, leiten und schützen, wenn ich einen Termin in einer seiner Filialen buche. Werden wohl eher die Menschen sein, die auf den Zauber Wert legen. Dass streng säkularisierte Gesellschaften zwar die kirchlichen Zeremonien verwerfen, sie aber flugs durch anderes Brimborium ersetzen, spricht ebenfalls dafür. Pragmatisch gesehen bedeutet das: Ab dem Moment, in dem das (hoch-)amtliche Versprechen abgegeben ist, wird ernsthafter erwogen, einander vielleicht doch nicht bei jeder Gelegenheit zu betrügen oder trostlos auf der Intensivstation dämmern zu lassen. Pfui, Teufel. Nur die kleine, weibische Spießerinnenseele in mir muckt auf. Ich würde, das gebe ich offen zu, schon gerne einmal gefragt werden. Vom Richtigen. Um "Ja" zu denken, aber "Nein" zu sagen. Und hoffentlich rüberzubringen, warum ich trotzdem in guten wie in schlechten Zeiten zusammen mit ihm runzlig werden möchte. Elisabeth Pechmann, Chefredakteurin des Magazins "Alles Auto", lebt in Wien.