Geschlechterpolitik
<i>Politikerfrauen</i>
Ersatz für das fehlende Königshaus
Das steigende öffentliche Interesse am Privatleben von Politikern sei vorwiegend
selbstverschuldet, glaubt die Politologin und Frauenforscherin Sieglinde Rosenberger. Je
stärker Spitzenpolitiker das Thema Familie in den Mittelpunkt stellten, desto eher
müssten sie damit rechnen, dass die Diskrepanz zwischen dem politischem Anspruch
und der eigenen gelebten Wirklichkeit unter die Lupe genommen werde. Als Beispiel
nennt die Wissenschafterin Bundespräsident Klestil, aber auch Bundeskanzler Schüssel.
Und weil Österreich kein Königshaus habe, würden Politiker zum Opfer voyeuristischen
Interesses. Man wolle sehen, wie "die da oben leben". Auch wenn sich die Zerstörung
der Privatsphäre nicht mit demokratischen Grundsätzen vereinbaren lasse, wie
Rosenberger meint. Wobei für Politikerehen erschwerend dazukomme, dass ihnen meist
die Zeit für Beziehungspflege fehle. Ohne einen starken, eigenständigen Lebensentwurf
des Partners seien Probleme vorprogrammiert. (mon)