Wien - Dass den einen ihre Hunderln und den anderen deren Trümmerln ans G'miat gehen, gehört zum Wiener Alltag. Immerhin werden die Extrawürschteln auf dem Trottoir von den Wienern als viertgrößtes kommunales Problem wahrgenommen.
Wildtiere erobern die Stadt
Die Ausstellung "Tiere in der Großstadt" in der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten beleuchtet seit heute das spannende und oft gespannte Verhältnis zwischen Mensch und Tier im urbanen Raum. Wildtiere erobern die Stadt zusehends wieder als Lebensraum. Im Cottage-Viertel tauchen Marder auf, Feldhamster haben auf dem Meidlinger Friedhof ideale Lebensbedingungen. "In den Parks rennt viel mehr rum als man denkt", sagt Wien Museum-Direktor Wolfgang Kos.
16 Themenkreise spannen den Bogen von den Nutztieren bis zu den vierbeinigen Mode-Accessoirs, von Freiplastiken im Gemeindebau bis zu tierischem Lifestyle.
"Kampf ums Hundstrümmerl"
Dem "Kampf ums Hundstrümmerl" ist ein Raum gewidmet. Helmut Zilks legendäre Bürgermeister-Pressekonferenz ("Wir waren fest entschlossen, das französische Hunde-Scheiß-Motorrad zu kaufen") flimmert am Bildschirm. Kos: "Seither wissen wir, dass in Wien die Hunde anders scheißen". Wien habe es im Gegensatz zu Oslo oder Zürich nie geschafft zivilisiert mit Hundekot umzugehen.
Amphitheater
Zivilisatorisch nicht ganz astrein war auch die Riesen-Hetz, die die Wiener zwischen 1755 und 1796 im Amphitheater in der Hetzgasse 4 hatten. In Scharen strömten sie in den 3. Bezirk um zuzusehen wie Bären, Hunde und Wildschweine aufeinander gehetzt wurden.
Aus dem "Sauwinkel" wurde der Auwinkel
Tiere waren oft Namensgeber für Straßenbezeichnungen. Und geradezu gegenläufig zu den Tieren, die in die Stadt kommen, wandern die tierischen Straßennamen in die Neubaugebiete am Stadtrand. Immerhin, der Auwinkel im 1. Bezirk hieß bis 1786 noch "Sauwinkel". Bis die Anainer bei Gelegenheit das "S" verschwinden ließen. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANARD Printausgabe 21.4.2005)