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Der älteste europäische Olivenbaum in Italien, in der Region Canneto Sabina, bei Riet.

Foto: APA/EPA/ANSA/Claudio Peri
Vatikan/Wien - Die Wachablöse an der Spitze der katholischen Kirche hat die Prophezeiungen des irischen Erzbischofs Malachias wieder ins Blickfeld rücken lassen. Er soll im Jahr 1139 in Rom eine Vision gehabt haben, die ihm alle Päpste bis ans Ende der Zeit zeigte. Doch wie es mit Vorhersagen üblicherweise so ist, sie erweisen sich meist erst im Nachhinein als einleuchtend. So wurde Johannes XXIII. (1958-63) von Malachias als "Pastor et nauta" (Schäfer und Seefahrer) beschrieben - der Bauernsohn war vor seiner Wahl zum Papst Bischof der Seefahrermetropole Venedig.

Was hat Benedikt XVI. mit dem Ölbaum zu tun?

Für den neuen Papst Benedikt XVI. hält Malachias den Leitspruch "Der Ruhm des Ölbaums" (Gloria Olivae) bereit. Vor dem Konklave hatten dies Beobachter als Hinweis auf das Judentum gedeutet, das vom Apostel Paulus einmal als "edler Ölbaum" bezeichnet wurde. Daher war spekuliert worden, dass der jüdischstämmige Franzose Jean-Marie Kardinal Lustiger das Rennen bei der Papstwahl macht.

Nach der Wahl von Joseph Kardinal Ratzinger (78) zum Papst wurde das "Gloria Olivae" im Sinne des "Friedenspapstes" Benedikt XV. (1914-22) gedeutet, den sich der neue Pontifex mit seiner Namenswahl offenbar zum Vorbild gewählt hat. Der Ölzweig gilt als Friedenssymbol. Außerdem wird argumentiert, dass Mitglieder des Benediktinerordens den Beinamen "Olivetaner" tragen.

Johannes Paul II. kam während Sonnenfinsternis auf die Welt

Als ziemlich treffend erwies sich indes die Beschreibung des verstorbenen Johannes Paul II. durch Malachias. Die Weissagung "De labore solis" ('Von der Mühsal der Sonne') wird dahin gehend gedeutet, dass Karol Wojtyla am 18. Mai 1920 während einer Sonnenfinsternis geboren wurde. Tatsächlich fiel aber dann nicht nur die totale Sonnenfinsternis im August 1999 in sein Pontifikat, auch am Tag seines Begräbnisses, dem 8. April 2005, verdunkelte sich die Sonne über dem Pazifik zu einer totalen Sonnenfinsternis. Die "Mühsal der Sonne" wird auch mit Blick auf die monumentale Reisetätigkeit von Johannes Paul II. gedeutet. Ähnlich wie die Sonne (zumindest aus Sicht der Erdenbürger) hat der Papst die Erde nämlich mehrere Male umrundet.

Vorhersagungen: Letzter Papst werde von Mosleminvasion zum Verlassen der Ewigen Stadt gezwungen

Beunruhigend für die katholischen Anhänger des Heiligen Malachias ist, dass "Gloria Olivae" der vorletzte vom Propheten genannte Papst ist. Der letzte Papst "Petrus Romanus" ("Peter der Römer") werde von einer Mosleminvasion zum Verlassen der Ewigen Stadt gezwungen werden und im Exil einen qualvollen Tod sterben. Optimisten weisen jedoch darauf hin, dass zwischen "Gloria Olivae" und "Petrus Romanus" theoretisch noch mehrere Päpste kommen könnten. (APA)