Auf dem Gelände der ehemaligen Wilhelmkaserne (Bild), die Ende 2004 abgerissen wurde, baut die Sozialbau 230 Wohnungen. Insgesamt entstehen dort rund 700 neue Wohnungen.

Foto: Der Standard/Matthias Cremer
Wien - Der Sozialbau sind die Grundstückspreise in Wien am freien Markt für den geförderten Mietwohnungsbau zu hoch. Um dennoch kostengünstige Neubauwohnungen bauen zu können, fährt Sozialbau-Chef Herbert Ludl zwei Strategien.

Er baut Mischobjekte, wo sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen angeboten werden. Und er entwickelt Grundstücke in Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen.

Mit 46.000 verwalteten Wohnungen ist die gemeinnützige Sozialbau einer der größten privaten Bauträger Wiens. Die Konkurrenz von privaten Immobilieninvestoren und gewerblichen Bauträgern treibt die Preise im Altbestand seit Jahren nach oben.

Neubautätigkeit rückläufig

Gleichzeitig ging die Neubautätigkeit massiv zurück. Im Vorjahr wurden in Wien 5500 geförderte Einheiten fertig; darin inkludiert sind auch Heime und Einfamilienhäuser. Für eine wachsende Stadt wie Wien zu wenig. Denn allein durch den Abriss alter Häuser fallen jährlich 6000 bis 7000 Wohnungen weg. Das entspricht in etwa einem Prozent des Wohnungsbestandes.

Das Ersetzen von Abrisshäusern wird auf Dauer allerdings zu wenig sein, weiß Ludl. Die Sozialbau baue zwar jährlich 700 neue Wohnungen, hat aber auch 60.000 vorgemerkte Wohnungssuchende, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Obergrenze bei sieben Euro

Ludls Budget für den Grundankauf ist bescheiden: Für ihn sind sieben Euro/m2 Kaltmiete (inklusive Betriebskosten, ohne Heizung) im Mietwohnungsbau die Obergrenze. Daraus folgt, dass der Grund nicht mehr als 200 bis 220 Euro/m2 kosten darf. "Darüber beginnt die Stunde des Eigentums", so Ludl.

Profitiert hat die Sozialbau erst jüngst wieder von ihrer Nähe zur Stadt Wien. In der Vorwoche wurde bekannt, dass der Wohnfonds Wien von der Bundesimmobiliengesellschaft zahlreiche Wiener Grundstücke erwarb.

Darunter auch jenes der ehemaligen und mittlerweile abgerissenen Wilhelmkaserne im zweiten Bezirk, die Aspang-Gründe (Projekt Eurogate) und das Karree St. Marx im dritten Bezirk.

Die Sozialbau erwarb einen Teil der Liegenschaft der ehemaligen Wilhelmkaserne und baut ab 2006/07 dort 230 geförderte Miet- und Eigentumswohnungen. Auf den verbleibenden Liegenschaften macht die Stadt einen Bauträgerwettbewerb.

Ähnliches passiert am Karree St. Marx: "Mit viel Glück" könne noch heuer mit dem Bau von 200 Mietwohnungen begonnen werden, sagte Ludl. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.04.2005)