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Der geplante Schulgipfel, an dem Bundeskanzler Wolfgang Schüssel SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer und Kardinal Christoph Schönborn zum Vermittlungsgespräch einlädt, wird vermutlich auch für das Bundesland Salzburg Folgen haben. Unter anderem wird dabei über die Einführung einer Gesamtschule verhandelt. Das Modell der einheitlichen Schule für alle 10 bis 14jährigen ist auch in Salzburg ein großes Streitthema. SPÖ für Gesamtschule mit innerer Leistungsdifferenzierung

Für den SPÖ-Landtagsabgeordneten Martin Apeltauer ist dieses Modell das "Erfolgsrezept für unser Bildungssystem". Er ist überzeugt von einer gemeinsamen Schule für 10 bis 14jährige, wobei es jedoch eine innere Leistungsdifferenzierung geben soll. Dabei dürfe auch eine individuelle Förderung und Einzelbetreuung nicht zu kurz kommen. "Natürlich werden auch bauliche Erneuerungen in Salzburg notwendig sein", gesteht Apeltauer ein. "Auf lange Sicht sollte dieses Konzept aber den Bildungsstandard steigern."

Grüne fordern gemeinsame Schul- und Lehrerausbildung
Auch die Salzburger Grünen finden großen Gefallen an der Gesamtschule. Der Grüne-Landtagsabgeordnete Cyriak Schwaighofer spricht von "Synergieeffekten" und "Ressourceneinsparungen". "Da die Schülerzahlen ohnehin sinken, ist das parallele System mit Hauptschule und Gymnasium eine Verschwendung von Mitteln", meint Schwaighofer. In gewissen Schulen seien dann "bauliche Adaptierungen" nötig, doch viele Salzburger Hauptschulen und Gymnasien könnten einfach zusammengelegt werden, erklärt Schwaighofer weiter. Besonders wichtig ist den Grünen auch die Umstellung der Lehrerausbildung: Sie fordern eine gemeinsame Ausbildung aller Pädagogen ? vom Kindergärtner bis zum Mittelschullehrer.

ÖVP überzeugt von differenziertem Bildungssystem

Die Salzburger ÖVP hingegen vertritt eine komplett gegensätzliche Meinung. Für sie bringt die Gesamtschule nur Qualitätsverluste der Bildung. ÖVP- Pressereferent Thomas Kerschbaum spricht sich für ein differenziertes Bildungssystem aus. Eine besondere Meinung zum Thema hat die Salzburger ÖVP-Gemeinderätin Susanne Seyr. Sie ist selbst Handelsakademieprofessorin und Mutter eines Sohnes. Aus ihrer Sicht ist die Gesamtschule ein zwangsweises "Kindergefängnis", in das die Schüler "mit Leuten, die sie sich nicht ausgesucht haben, den ganzen Tag lang zusammengesperrt werden". Man wolle dadurch alle Kinder aus der Familie nehmen und ihnen die Entscheidung abnehmen, womit und wie sie ihre Freizeit verbringen, ist die Politikerin überzeugt. Für sie stellt das eine "Zwangsbeglückung aus ideologischen Gründen" dar. Seyr bedauert, dass Stadtpolitiker keine aktive Bildungspolitik betreiben können und wünscht sich kleinere Klassen, Leistungsstandards und vermehrte Förderangebote. Wichtig sei auch eine Auslese der Studenten bei der Zulassung zu Lehramtsstudien.

FPÖ klar gegen Gesamtschule

Für den FPÖ-Landtagsabgeordneten Lukas Essl verkörpert die Gesamtschule ein Elitedenken. Er hält gewisse Ansätze zwar für diskutierbar, spricht sich jedoch klar gegen eine völlige Auflösung der bisherigen Hauptschulen und Mittelschulunterstufen aus. Die FPÖ fordert Nachmittagsbetreuung, die Erhaltung von Kleinstschulen, sowie eine bessere Lehrerausbildung, vor allem in Bezug auf hyperaktive Kinder. Ob der Schulgipfel eine Lösung für die Bildungsproblematik hervorbringen wird, ist unklar. In Salzburg wäre das derzeit aufgrund der kontroversen Positionen der Parteien wohl kaum möglich.(clar)