München/Wien - Der Präsident des italienischen UniCredito signalisiert nach Medienberichten Bereitschaft zu Gesprächen über einen Zusammenschluss mit der bayerischen Bank Austria-Mutter HypoVereinsbank (HVB).

Die beiden Institute UniCredito (Mailand) und HVB (München) könnten schon im Mai ihre Gespräche aufnehmen, schreibt die FTD (Mittwochausgabe) unter Berufung auf Mailänder Finanzkreise. Ähnliches wissen italienische Medien zu berichten: Nach Informationen der Mailänder Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore sollen HVB und UniCredito im Jänner vereinbart haben, ihre Kontakte im Mai wieder aufzunehmen.

Bereitschaft zu Fusionsgesprächen signalisiert

Die Mailänder Großbank UniCredito hat öffentlich ihre Bereitschaft zu Fusionsgesprächen mit der HypoVereinsbank signalisiert: "Das gefällt uns", sagte UniCredito-Präsident Carlo Salvatori gegenüber der "Financial Times Deutschland" (FTD) in Mailand. Er reagierte damit auf Aussagen des HVB-Chefs Dieter Rampl. In einem "FAZ"-Interview hatte Rampl UniCredito als "attraktiven Partner" bezeichnet und seiner Bank bei einer Fusion lediglich die Rolle des Juniorpartners zugestanden. Dem Bericht zufolge könnten HVB und UniCredito vor allem in Osteuropa ihre Kräfte bündeln, womit, wie die österreichische Finanzgemeinde überzeugt ist, der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) eine entscheidende Rolle zukäme.

"Wenn sich jemand zu unseren Gunsten ausdrückt, sind wir zufrieden", sagte Salvatori. Und fügte hinzu: "Dabei belasse ich es."

Bereits im vorigen Jahr habe es Kontakt gegeben, hieß es gestern. Wegen des hohen Verlusts der HVB im letzten Quartal 2004 seien die Gespräche dann aber auf Eis gelegt worden. Damals gab es bereits Gerüchte über lose Verhandlungen. Jetzt machen die Großbanken ihr ernstes Interesse erstmals öffentlich.

Analysten sind geteilter Meinung

Italienische Analysten geben einer Fusion durchaus Chancen: Zwar hält Bankenanalyst Gabriele Ciotti von der Mailänder Rasbank Italiens profitabelstes Institut und die zuletzt verlustreiche zweitgrößte deutsche Bank für sehr unterschiedlich. Allerdings könne UniCredito über die HVB-Tochter Bank Austria Creditanstalt im Wachstumsmarkt Osteuropa mit einem Schlag zu einem der Marktführer aufsteigen.

Deutsche Analysten sehen eine deutsch-italienische Bankenehe so schnell noch nicht: Olaf Kayser, Branchenanalyst bei der Landesbank Rheinland-Pfalz, nannte die Aussagen Rampls "ein bisschen überraschend". Offenbar wolle die HVB "auf sich aufmerksam machen nach dem Motto: ,Ich bin zu haben.'" Kayser glaubt nicht, dass es rasch zu einer Verbindung mit dem italienischen Institut kommen wird, und verweist auf Aussagen von UniCredito-Chef Alessandro Profumo vom März, wonach ein Einstieg in eine deutsche Bank "momentan nicht diskutiert" werde. "Erstmal muss die HVB ihre Hausaufgaben machen und profitabel werden", sagte der Analyst in der "Süddeutschen Zeitung". Für das Institut war 2004 das dritte Jahr in Folge, das mit einem Verlust endete.

Metehan Sen, Analyst bei der Privatbank Sal. Oppenheim zeigte sich ebenfalls "verwundert, dass sich die HVB als Juniorpartner andient". Die Bank habe das nicht nötig, "weil sie in diesem Jahr gut unterwegs ist". Sen erwartet nicht, dass sich die Fusionsphantasie durch die Äußerungen Rampls neu entzündet.

UniCredito ist die zweitgrößte Bank Italiens und entstand durch die Fusion einer Reihe von Privatbanken und Sparkassen. 2004 war sie die ertragsstärkste Großbank des Landes. UniCredito fährt im Ausland einen scharfen Expansionskurs. Allerdings litt der Aktienkurs stets, wenn Spekulationen über ein Interesse an der HVB aufkamen. (APA)