Wien - Während seines gesamten künstlerischen Werdegangs galt Friedensreich Hundertwasser als unbotmäßiger, unkonventioneller und eigenwilliger Aktionist in eigener Sache. So erregte er schon in den 50er und 60er Jahren Aufsehen mit Nacktauftritten und der Veröffentlichung des "Verschimmelungsmanifests" sowie des "Architekturboykott-Manifest". In den vergangenen Jahren sorgte er vor allem mit dem Kampf gegen Österreichs EU-Beitritt und die Neugestaltung der Kfz-Kennzeichen für Schlagzeilen. 1958: Im Kloster Seckau verliest Hundertwasser sein "Verschimmelungsmanifest gegen den Rationalismus in der Architektur". Unter anderem fordert er darin, dass ungeachtet von Diplomen "jeder bauen können soll, und solange diese Baufreiheit nicht existiert, kann man die gegenwärtige, geplante Architektur überhaupt nicht zur Kunst rechnen". Den "Baugelüsten des einzelnen" dürften "keine Hemmungen auferlegt werden." 1959: Zusammen mit Bazon Brock und Herbert Schult zieht der Maler als Widerstandsakt gegen die exakt bemessene "gottlose Gerade" eine "endlose Linie" um die Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Die Aktion wird von der Polizei beendet, Hundertwasser legt seine Dozentenstelle zurück. 1967: In München hält Hundertwasser eine Nacktrede "für das Anrecht auf die Dritte Haut". 1968: Bei einer Ausstellungseröffnung in einem Wiener Studentenheim bespritzt Hundertwasser die damalige Kulturstadträtin Gertrude Fröhlich-Sandner mit schwarzer und roter Farbe. Anschließend reißt er sich die Kleider vom Leib und verkündet, dass "dieses Haus das größte Scheißhaus ist, in dem ich je gewesen bin." Im gleichen Jahr verliest er das Architekturboykott-Manifest "Los von Loos" wider das "sterile Blendwerk moderner Architektur". 1972: Im Rahmen der TV-Sendung "Wünsch Dir was" demonstriert Hundertwasser für Dachbewaldung und individuelle Fassadengestaltung. Ohne Wissen des Hauseigentümers "behübschte" er ein Klosterneuburger Haus und forderte ein "Fensterrecht" ein. 1974: Hundertwasser propagiert seine Idee der "Humus-Toilette" und das damit verbundene Manifest "Scheißkultur - Die heilige Scheiße". 1978: Der Maler veröffentlicht sein Friedensmanifest und entwirft eine Friedensfahne für den Nahen Osten mit grünem Arabischen Halbmond und blauem Davidstern. 1980: In Washington D.C. (USA) wird der "Hundertwasser Day" gefeiert. Vor dem US-Senat spricht der Künstler über Ökologie und gegen Kernkraft. 1984: Hundertwasser engagiert sich gegen das Kraftwerksprojekt in der Hainburger Au. 1985: Mit der Eröffnung des Hundertwasserhauses kann der Künstler seine lange propagierten Leitsätze einer anderen Lebens- und Umweltgestaltung in die Tat umsetzen. 1988: Durch sämtliche Medien geht Hundertwassers Einsatz für die Beibehaltung des bisherigen Erscheinungsbildes der österreichischen Autokennzeichen. 1990: Fertigstellung der Autobahnraststätte im niederösterreichischen Bad Fischau. 1991: Hundertwasser stellt das "KunstHaus Wien" fertig und bezeichnet es als "erstes Bollwerk gegen eine falsche Ordnung der geraden Linie" und "ersten Brückenkopf gegen das Rastersystem und gegen das Chaos des Nonsens". 1992: Mit dem Fernwärmewerk Spittelau baut der Künstler trotz ökologischer Bedenken eine mittlerweile zu einem Wahrzeichen Wiens gewordene Müllverbrennungsanlage. 1994: Der Maler engagiert sich vehement gegen einen EU-Beitritt Österreichs und spricht von einem "Sieg der stupiden Brutalitäten". 1997: In der Steiermark baut Hundertwasser das Thermendorf Blumau, sein größtes und umfangreichstes Projekt. (APA)