Wien - Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser, der am Samstag 71-jährig an Bord des Kreuzfahrtschiffs "Queen Elizabeth 2" gestorben ist, hat als streitbarer Weltverschönerer, Painter-King, Architekt und Umweltaktivist immer wieder für Aufsehen und Erregungen gesorgt. Die internationale Breitenwirkung, die er mit seinen Projekten erzielt hat, hat ihm aber auch Kritik innerhalb der Künstler- vor allem auch der Architekturszene beschert. Friedensreich Hundertwasser wurde als Friedrich Stowasser am 15. Dezember 1928 in Wien geboren. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, den er gemeinsam mit seiner jüdischen Mutter unter den schwierigsten Bedingungen überstand, begann er 1948 ein Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste, das er jedoch bereits nach drei Monaten wieder abbrach. Ein Jahr später nahm er den Künstlernamen Hundertwasser an. Im Jahr 1951 wurde Hundertwasser Mitglied des Art Club Wien. 1953 malte er seine erste Spirale, die zum Markenzeichen Hundertwassers werden sollte. Schnell folgten erste Ausstellungen seiner Arbeiten in in Tokio, Hong Kong, Kapstadt, Pretoria, Rio de Janeiro, Brasilia, Sao Paolo und Caracas. 1959 erschien sein berühmt gewordenes "Verschimmelungsmanifest" wider den Rationalismus in der Architektur. Der geraden Linie, dem "Werkzeug des Teufels", stellte er die Spirale entgegen. Seine Ablehnung gegen Gleichmäßigkeiten ging so weit, dass er ständig zwei verschiedene Socken trug. Erster Eklat bei Gastdozentur Im gleichen Jahr übernahm er eine Gastdozentur in Hamburg, legte diese aber wieder zurück, als es wegen der Bemalung der Atelierwände mit einer "endlosen Spirale" zum Eklat kam. Für eine weitere öffentliche Erregung sorgte der Künstler mit seinen Nacktreden in München (1967 für das "Anrecht auf die Dritte Haut") und in Wien (1968 Verlesung des Architektur-Boykott-Manifests "Los von Loos" und 1969 als er sich vor der damaligen Wiener Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner entblößte. Mit seinen Verschönerungsvorschlägen für Fassaden und Fenster, Dachbegrünungen und seinem Feldzug für das Humusklo und für Klärpflanzen regte Hundertwasser zu einem Zeitpunkt die ökologische Diskussionen an, als sich noch keine breite Umweltbewegung formiert hatte. In der populären TV-Sendung "Wünsch Dir was" demonstrierte er 1972 für Dachbewaldung und individuelle Fassadengestaltung. 1980 pflanzte er zum selbsterklärten Hundertwasser Day in Washington 100 Bäume. Kultur gegen Kernkraft, pro Weltverbesserung Anläßlich der Verleihung des großen Österreichischen Staatspreises 1981 plädierte der Künstler für "Kultur gegen Kernkraft" und wetterte gegen eine "entartete" zeitgenössische Kunst und deren "Mafia", der er die Aufgabe des Künstlers, diese "Welt zu verbessern, zu verschönern" entgegenstellte. 1983 erfolgte die Grundsteinlegung des Hundertwasser-Hauses in Wien, und 1991 eröffnete das Hundertwasser-Museum, das "KunstHausWien" in Wien-Landstraße. Beide Bauten wurden heftig von der Architekturkritik angefeindet und Friedensreich Hundertwasser als "Dekormaler und Fassadenbehübscher" bezeichnet. Doch die Gebäude entwickelten sich zu Touristenmagneten. 1981 übernahm er eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ehrung durch Jack Lang Bereits 1981 erhielt Hundertwasser den Österreichischen Naturschutzpreis. 1984 nahm der Künstler dann aktiv an den Aktionen zur Rettung der Hainburger Au teil und gestaltete dafür das Plakat "Hainburg - Die freie Natur ist unsere Freiheit". Hundertwasser-Posters wurden zu begehrten Kunstobjekten, die in kaum einer Wohnung fehlten. Seine Bilder zierten auch Briefmarken und Telefonwertkarten. 1985 nominierte ihn der französische Kulturminister Jack Lang zum "Officier de l'ordre des art et des lettres". Für Neuseeland, wo er einen Großteil des Jahres auf seinem Landbesitz lebte, entwarf er eine Flagge. Mit seinem Vorschlag für die Gestaltung neuer österreichischer Auto-Kennzeichen sorgte der Künstler 1988 erneut für Schlagzeilen. Im gleichen Jahr übernahm er auch die künstlerische Gestaltung des Fernwärmewerks Spittelau. Hundertwasser wurde zum gesuchten Gestalter hügelig-bunter Architekturprojekte; er übernahm die Ortsgestaltung von Griffen in Kärnten, baute Autobahn-Raststätten (Bad Fischau), den Thermenhof in Blumau, die Waldspirale in Darmstadt, eine Müllverbrennungsanlage und eine Pump-Station in Osaka oder die Markthalle Altenrhein in der Schweiz. (APA)