Die österreichische IBM-Niederlassung werde aus heutiger Sicht vom weltweiten massiven Stellenabbau des Konzerns nicht betroffen sein, bemüht sich das Unternehmen nach Bekanntwerden der Rationalisierungspläne nun zu beschwichtigen. Dass solche Statements nicht nur auf dem "Prinzip Hoffnung" beruhen, muss sich freilich erst noch zeigen; hat man Ähnliches doch vor nicht allzu langer Zeit - um nur zwei zu nennen - auch von Großkonzernen wie Philips oder Grundig gehört; Versprechen, die, wie wir heute wissen, nicht einzuhalten waren.

Da liegt die Frage nahe, was und ob die heimische Wirtschaftspolitik daraus gelernt hat. Nicht viel, könnte man meinen. Zum einen bringt die "größte Steuerreform der Zweiten Republik" (Copyright: Finanzminister Karl-Heinz Grasser) den Klein- und Mittelbetrieben - welche immer noch die meisten Jobs stellen - vergleichsweise wenig: Weder die Gruppenbesteuerung noch die Senkung der Körperschaftsteuer wird künftig zu ihrer wirtschaftlichen Fortune übermäßig beitragen.

Zum anderen starrt man in Österreich nach wie vor mit Inbrunst auf so genannte Zukunftsbranchen, weil die natürlich vorerst einmal mehr glänzen als so manche biedere, konventionelle Branche der Old Economy. Doch: Vieles, was glänzt, ist oft nur Talmi, überhaupt wenn es um dauerhaften Erhalt von Arbeitsplätzen geht.

Viele Experten sind deshalb davon überzeugt, dass es industriepolitischer Nonsens ist, weiter primär auf Informations-, Bio- oder andere Technologien zu setzen. Trotzdem werden jetzt wieder neue Pläne gewälzt, heimische Fördergelder von der Nahrungs- und Genussmittelindustrie in "modernere" Wirtschaftszweige umzuleiten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.5.2005)