Kleinwetzdorf/Wien - Schloss Wetzdorf liegt zwar nur am Fuße des Heldenberges, spielt aber eine zentrale Rolle für die Landesausstellung. Eigentümerin ist die Schloss Wetzdorf Privatstiftung, die Land und Gemeinde bestimmte Areale nutzen lässt. Das Schloss - samt zwei Arkadenhöfen, englischen Parks, Meierei, 250 ha Landwirtschaft - ist ebenso imposant wie seine jeweiligen Eigentümer interessant sind.
Ein Stiftungsvorstand ist Alexander Hartig, im Brotberuf Vorstand der Constantia Industries AG, die im Einfluss der Industriellenfamilie Max Turnauer und Christine de Castelbajac steht. Sie sind die Kinder des 2000 verstorbenen Herbert Turnauer, dessen Gruppe Alufolien, Spanplatten, Iso-Material erzeugt; auch Constantia Privatbank und Immofinanz gehören dazu.
Faible für Monarchie und Habsburg
Turnauers Vorliebe waren Stiftungskonstruktionen. "Mir gehört ja nichts", pflegte der alte Herr mit Faible für Monarchie und Habsburg zu betonen - um hinzufügen: "Sozialfall bin ich aber keiner." Auch Wetzdorf gehört "keiner Familie, sondern einer Stiftung. Es ist ein Schloss wie viele andere auch", so Hartig. Zu Wetzdorf weilt Max Turnauer trotzdem ab und an, als Botschafter des Souveränen Malteser Ritterordens in Vaduz: Die Malteser-Botschaft ist Hauptmieter.
Dessen schillerndster Besitzer war Heldenberg-Erbauer Joseph Pargfrieder. Als Armeelieferant hatte der jüdische Schneider vergeblich versucht, bei Franz Joseph (dessen illegitimer Sohn er gar gewesen sein soll) vorgelassen zu werden. Letztlich kam der Kaiser zu ihm: zum Begräbnis von Feldmarschall Radetzky. Per Schuldendeal hatte sich Pargfrieder das Recht erkauft, den "Helden von Solferino" in Wetzdorf zu begraben.(Renate Graber, DER STANDARD Printausgabe 6.5.2005)