Microsoft
Linux-Firmen freuen sich über Microsoft-Urteil
Deutscher Linux-Verband: "Es ist ein großer Sieg für den freien Wettbewerb in der Softwarebranche"
Berlin - Als einen Sieg für freie
Software haben am Dienstag Unternehmenssprecher deutscher
Linux-Unternehmen die Verurteilung von Microsoft im
Kartellrechtsprozess gefeiert. Geschlossene Systeme, wie sie
Microsoft verwende und an die der Benutzer nicht herankomme,
seien überholte Geschäftsmodelle, sagte eine Sprecherin der
deutschen Vertretung des weltweit größten Linux-Vertreibers Red
Hat am Dienstag in München. Im Gegensatz dazu stehe die
so genannte "Freie Software", die im Quelltext ("open source")
und frei von Lizenzgebühren vertrieben werde, wie das mit
Microsofts Windows in Konkurrenz stehende Betriebssystem Linux.
Als "Meilenstein für die Open-Source-Bewegung" bezeichnete die
Red Hat-Sprecherin das Urteil. "Wir freuen uns auf alle Fälle",
fügte sie an.
Die Geschäftsführerin des unabhängigen Linux-Vertreibers
"LinuxLand", Anita Götz, sagte am Dienstag, in München sie
hoffe, dass nach dem Microsoft-Urteil auch in deutschen Schulen
verstärkt das Betriebssystem Linux eingesetzt werden würde. "Wir
haben die Hoffnung, dass jetzt auch andere gute Software eine
Chance auf dem Markt hat", sagte sie weiter. Bisher werde in
deutschen Schulen das Betriebssystem Windows von Microsoft
bevorzugt.
Ein Sprecher des offiziellen deutschen Linux Verbandes
begrüßte ebenfalls das Urteil. "Es ist ein großer Sieg für den
freien Wettbewerb in der Softwarebranche", sagte der Sprecher
des Verbandes Daniel Riek in Bonn. Es sei offensichtlich, dass
Microsoft seine Marktmacht missbraucht habe. Für Unternehmen,
die offene Software herstellten, sei es stets ein Problem
gewesen, dass Microsoft offene Standards unterwandert habe und
in der Lage gewesen sei, den Markt zu beherrschen und so die
Preise für Software zu beeinflussen. "Wir hoffen, dass es jetzt
auch in Europa entsprechende Ermittlungen gibt", sagte Riek. Im
Hinblick auf eine mögliche Aufspaltung des Unternehmens sagte
er, die Erfahrungen mit dem Telefonunternehmen Bell zeigten,
dass eine Aufspaltung Macht nicht verhindere.
Microsoft Office-Paket für Linux?
Der Chef der SuSE Linux AG, Roland Dyroff, sagte in
Nürnberg, sollte Microsoft als Konsequenz tatsächlich aufgeteilt
werden, würde es wahrscheinlicher, dass das
Microsoft-Softwarepaket Office auch für das Linux-
Betriebssystem angeboten werden dürfte. "Wir würden uns freuen,
wenn es bald ein Microsoft Office-Paket für Linux geben würde."
Dem stehe die jetzige Aufstellung von Microsoft entgegen. Das
Office-Paket enthält die wichtigsten Anwendungen von Microsoft
wie etwa Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und ein
Präsentationsprogramm. Konsequenz des Microsoft-Urteils könnte
auch sein, dass für Hardwarehersteller die Bündelung mit Linux
in Zukunft einfacher wäre als bisher, sagte Dyroff. Hier habe
Microsoft einigen Herstellern in der Vergangenheit
Schwierigkeiten bereitet. (Reuters)