Mathematik! Informatik! Telematik! Worte, die wie Musik klingen für Regine Bolter. Die 34-jährige Vorarlbergerin leitet das Informatik-Studium an der Fachhochschule in Dornbirn. "Natürlich bin ich Exot, aber das ist kein Nachteil", sagt sie.

Ihre Leidenschaft fürs Zahlenwerk können freilich nur wenige ihrer Geschlechtsgenossinnen nachvollziehen. Unter Bolters insgesamt 37 Informatik-Studierenden sind ganze drei Frauen.

Österreichs Fachhochschulen leiden unter permanentem Frauenmangel. Während insgesamt mehr als 50 Prozent der Studierenden weiblich sind, hinken die Fachhochschulen mit einem Frauenanteil von 38 Prozent nach. "Das hängt mit der FH-Geschichte zusammen", erklärt FH-Rätin Susanne Schöberl. Fachhochschulen seien seit jeher stark technologisch ausgerichtet, bieten Fachrichtungen, von denen sich Frauen nur bedingt angesprochen fühlten.

Besondere Mischung

Etwas mehr als die Hälfte FH-Studentinnen zählt das Burgenland. Die spezielle Mischung aus Wirtschafts-, Technologie- und Humanthemen sorgt für das ausgeglichene Geschlechterverhältnis. 81,7 Prozent lernen etwa in Pinkafeld Gesundheitsmanagement, eine Frauendomäne. Das weibliche Interesse über "Information und Communication Solutions" an der FH Eisenstadt hält sich hingegen mit rund zehn Prozent in Grenzen. Ein Trend, der sich österreichweit fortsetzt. Nur 33 Prozent Frauen nützen beispielsweise das stark techniklastige Angebot in Oberösterreich, damit Schlusslicht im Geschlechtervergleich.

"Katastrophal", beschreibt Regine Bolter die Situation beim Informatik-Studiengang. Eine Erklärung dafür hat sie nicht: "Die jungen Frauen schreiben SMS, laden Klingeltöne, tauschen Musik via Internet und kaufen bei Ebay." Aber die spannende Frage, wie das funktioniere, ist den Maturantinnen egal.

Technische Studien sind generell wenig gefragt, bei Frauen jedoch besonders unbeliebt. Laut Wissenschaftsministeriums waren es zuletzt 22 Prozent.

Das Angebot werde trotz hervorragender Job- und Gehaltsaussichten einfach nicht angenommen. Kürzlich versprach Bundeskanzler Wolfgang Schüssel mehr Geld für zusätzliche Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung. Das Problem dabei: An Arbeitsplätzen mangelt es schon jetzt nicht, an österreichischen Absolventen freilich sehr. Hier liege man "nicht nur unter EU-Schnitt", erklärt Schöberl. Beim Frauenanteil steige Österreich teils schlechter aus als manches der neuen Mitgliedsländer. Sogar die Türkei verzeichnet bis zu 30 Prozent Informatik-Studentinnen.

Den Technikerinnen werde der Einstieg außerdem nicht unbedingt schmackhaft gemacht, verdienten sie doch anfangs rund 300 Euro monatlich weniger als ihre männlichen Kollegen bei gleichem Abschluss, berichtet Schöberl. Absolventinnen von Wirtschaftsstudien teilen deren Schicksal, nur im Tourismus sei es anders.

Der in Technikstudiengängen grassierende Studentenmangel führe bisweilen gar zur Sorge der autonomen Fachhochschulerhalter um den Fortbestand einzelner Studiengänge. Erst dann überlege man sich spezielle Förderprogramme. "Wenn die Männer auslassen, dürfen die Frauen einspringen." Schöberl findet das gut: "Sonst würde gar nichts passieren." Eine Kampagne vom Bildungsministerium habe es freilich bis dato auch noch nicht gegeben.

Als Männerdomäne präsentieren sich die Fachhochschulen auch unter den Lehrenden. Nur 23 Prozent Professorinnen weist die Statistik für das Studienjahr 2003/04 aus, der Frauenanteil verhält sich wie in fast allen anderen Wirtschaftsbereichen auch: Je höher die Funktion, umso geringer die Chance, dass eine Frau sie ausübt. Schöberl: "Es sind halt doch interessante und lukrative Posten." (DER STANDARD-Printausgabe 7.5.05)