Das Schweigen von "Krone"-Geschäftsführer Hans Dichand sagt WAZ-Gesellschafter Erich Schumann möglicherweise mehr als tausend Worte: Nach jüngsten Medienberichten könnte Dichand senior von den Mafia-Vorwürfen seines Sohnes Michael gegen den "Krone"-Partner WAZ gewusst haben. Doch von der Familie Dichand kommt vorerst kein Ton.

Wie DER STANDARD in seiner Wochenendausgabe berichtete, behauptet genau das ein eidesstattlich versicherter Zeuge. Ein "Herr Dieter Weinbeer" sei von Michael Dichand für Recherchen in Kroatien über kriminelle Machenschaften der WAZ "angeheuert und bezahlt" worden, schreibt jetzt auch "profil": "Hans Dichand sagte mir zum Abschluss, ich solle weitermachen und mir keine Gedanken wegen der Finanzierung der Operation machen, denn wenn dem Sohn das Geld ausgehe, sei er auch noch da", zitiert das Nachrichtenmagazin Weinbeer.

Der 85-Jährige hatte das Wissen um Michaels Recherchen mehrfach - auch vor Gericht - bestritten. Hintergrund: Die WAZ will Miteigentümer Hans Dichand als "Krone"-Manager absetzen. Ein Schweizer Schiedsgericht entschied Mitte Februar gegen die WAZ. Dichand durfte bleiben.

Maßgebliches Detail im Verfahren waren eben die in einem Zeitungsinterview von Michael Dichand erhobenen Vorwürfe. Hätte Michaels Vater davon gewusst, hätte das ein entscheidender Grund sein können, ihn als Geschäftsführer abzusetzen.

Dringende Aufklärung

Auch Christoph Dichand, Chefredakteur bei der "Krone", sei über die Anti-WAZ-Operationen in Kroatien informiert gewesen, behauptet "profil".

WAZ-Manager Schumann verlangt "dringend nach Aufklärung". Erst danach will er entscheiden, ob es zu einer Neuauflage des Schiedsverfahrens zwischen WAZ und "Krone" kommen wird. Seit einer Woche wartet er freilich vergeblich auf Erklärungen.

Dass diese nicht kommen, lässt für Insider nur einen Schluss zu: Die Mafia-Vorwürfe Michael Dichands seien tatsächlich lange geplant, Hans Dichand habe davon gewusst.

Nach STANDARD-Informationen wurde tatsächlich auch Michaels jüngerer Bruder Christoph am 10. September - eine Woche vor Erscheinen des Aufsehen erregenden Interviews im Branchenblatt "Der österreichische Journalist" - informiert. "profil" berichtet, das "Journalist"-Interview sei laut eines E-Mails von "Journalist"-Herausgeber Johann Oberauer bereits am 11. September 2003 in Hans Dichands Büro aufgelegen. Am 13. September schickte das Büro Dichand die autorisierte Fassung an Oberauer. Eingeweihte halten es für eher unwahrscheinlich, dass es hier zu keiner Kontaktaufnahme innerhalb der Familie kam. Hans und Michael Dichand waren bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 09.05.2005)