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Treue zahlt sich aus: Erste-Boss Andreas Treichl bekam eine Prämie von zwei Millionen Euro.

Foto: APA/GUENTER R. ARTINGER
Wien - Die Einkommensschere zwischen Managern und Beschäftigten in Österreich geht zunehmend auseinander. Vorstände von im Wiener Börseindex ATX notierten Unternehmen verdienten im Vorjahr im Schnitt das 13-Fache von ihren Mitarbeitern, die Bandbreite reicht dabei vom fünffachen beim Verbund bis zum 48-Fachen bei der Erste Bank.

2003 verdienten die Manager noch 11 Mal so viel wie ihre Mitarbeiter. Dies geht aus einer aktuellen Arbeiterkammer-Studie hervor, bei der die Gehälter in ausgewählten ATX-Unternehmen untersucht wurden.

Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen aller Mitarbeiter der untersuchten ATX-Unternehmen ist 2004 um 2 Prozent gestiegen, die Gehälter der Vorstände stiegen im selben Zeitraum demgegenüber um beachtliche 13 Prozent.

Gewinne aus Aktienoptionsprogrammen sind bei dieser Berechnung laut AK zudem noch nicht inkludiert. Ein ATX-Firmenvorstand verdiente 2004 im Durchschnitt brutto 710.991 Euro, ein Mitarbeiter eines ATX-Unternehmens 55.218 Euro.

48-faches Einkommen

Am kräftigsten divergiert die Spanne eben bei der Erste Bank, wo der Vorstand 48 Mal so viel verdient wie der Rest der Belegschaft. Die Vorstandsgagen von Wienerberger, RHI, Telekom Austria, Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), Mayr-Melnhof, Böhler-Udeholm, OMV (ohne Petrom), Andritz und Generali liegen zwischen dem 11- und 24-Fachen über denen der jeweiligen Beschäftigten.

Bei AUA, Palfinger, Betandwin, Flughafen Wien, EVN und dem Verbund liegen die Vorstandsgagen unter dem 10-Fachen jener der Mitarbeiter.

Erste Bank-Vorstände verdienen am besten

Die höchsten Pro-Kopf Gagen bei Vorstandsbezügen weisen Erste Bank (1,95 Mio. Euro), OMV (1,12 Mio. Euro) und Telekom Austria (905.750 Euro) auf. Der große Ausreißer war 2004 freilich Erste Bank-Chef Andreas Treichl, der dank eines Treuebonus von 2 Mio. Euro insgesamt 4,5 Mio. Euro verdiente, damit auch seine Stellvertreterin Elisabeth Bleyleben-Koren um mehr als das Doppelte übertraf und den gesamten Vorstandsgehalts-Durchschnitt anhob.

Die höchsten Zuwachsraten bei den Vorstandsgehältern gab es 2004 bei Erste Bank (plus 97 Prozent), Telekom Austria (plus 76 Prozent) und Wienerberger (plus 43 Prozent). Die Beschäftigteneinkommen stiegen im Vergleich dazu bei der Erste Bank und der TA jeweils nur um 4 Prozent, bei Wienerberger um 1 Prozent.

Rückläufig waren die Managergehälter nur bei Palfinger (minus 46 Prozent), bei der AUA (minus 23 Prozent), bei der EVN (minus 8 Prozent) und bei der Bank Austria Creditanstalt (minus 3 Prozent).

Die stärksten Zuwächse beim Personalaufwand pro Mitarbeiter gab es 2004 mit vergleichsweise nur 14 Prozent beim Verbund, mit plus 11 Prozent bei der OMV und plus 9 Prozent bei Betandwin. Rückläufig waren die Beschäftigteneinkommen bei der Generali (minus 7 Prozent), EVN (minus 6 Prozent), Böhler (minus 5 Prozent), Andritz (minus 3 Prozent) und Palfinger (minus 2 Prozent).

Österreichische Bill Gates, Josef Ackermann & Co

"Offensichtlich orientieren sich die heimischen Vorstände bei den Gagen immer mehr an Bill Gates, Josef Ackermann & Co.", kritisierte AK-Direktor Werner Muhm.

Gleichzeitig würden diese Top-Verdiener so tun, als wären die Einkommen ihrer Beschäftigten ein Wettbewerbshindernis. "So kann's ja nicht gehen. Wir wollen einen fairen Anteil am Fortschritt auch für die Arbeitnehmer", forderte Muhm.

Spärliche Infos

Österreichs Unternehmen geben insgesamt nur spärliche Infos über die Gagen ihrer Vorstände. Dies zeigt eine weitere Untersuchung der AK, bei der 902 Geschäftsberichte der bedeutendsten österreichischen Aktiengesellschaften und GmbHs, die zusammen 649.000 Mitarbeiter beschäftigen, punkto Gehälter unter die Lupe genommen wurden.

Nur 8,4 Prozent bzw. 76 der untersuchten 902 Unternehmen gaben ihre Vorstands- bzw. Geschäftsführerbezüge 2003 überhaupt bekannt. Bei den restlichen 826 Unternehmen fanden sich dazu keine Angaben im Geschäftsbericht.

Diese Unternehmen nahmen laut AK jene Schutzklausel des Handelsgesetzes in Anspruch, wonach Angaben der Geschäftsführungs- bzw. Vorstandsbezüge aus Gründen des Datenschutzes unterbleiben dürfen, wenn sie nur zwei Personen betreffen.

Untersucht wurden Geschäftsberichte aus dem Jahr 2003, da die meisten Bilanzen des Geschäftsjahres 2004 noch nicht vorlagen. Banken und Versicherungen wurden in die Untersuchung nicht einbezogen.

Veröffentlichungspflicht

Die AK fordert daher eine verpflichtende individuelle Veröffentlichung der Vorstandsbezüge börsennotierter Gesellschaften, die Rücknahme der steuerlichen Begünstigung von Stock Options für Führungskräfte, die zu einer weiteren Verschärfung der Einkommensverteilung führe, und eine bessere Kontrollmöglichkeit der Managementgagen für den Aufsichtsrat.

Darüber hinaus sollten sich die Managereinkommen nicht bloß nach Gewinn und Kursentwicklung richten, sondern gemäß dem Aktiengesetze "am Wohl des Unternehmens unter Berücksichtigung der Interessen der Aktionäre und der Arbeitnehmer sowie des öffentlichen Interesses" orientieren, wünscht sich die AK. Vor allem bei der Ausübung von Stock Options müssten entsprechende Ziele vereinbart werden. (APA)