Hamburg - In der Debatte über "profitgierige Unternehmen" hat der deutsche Finanzminister Hans Eichel kritisiert, dass Managergehälter von Großkonzernen zumeist an die Börsengewinne gekoppelt sind.

"Da ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Es ist ein schlimmer Fehler, wenn sich Manager ausschließlich an den Börsenkursen orientieren", sagte der SPD-Politiker der Zeitung Bild am Sonntag.

Zur sozialen Marktwirtschaft gehöre zuerst, dass ein Unternehmen seine Kunden zufrieden stelle. "Das kann es aber nur, wenn Qualität und Preise stimmen.

"Zufriedene Mitarbeiter notwendig"

Dazu braucht man zufriedene Mitarbeiter, die am Unternehmensertrag ordentlich beteiligt sind", mahnte Eichel. "Wer stattdessen nur auf den nackten Gewinn schielt, der scheitert."

Eichel räumte ein, dass die Bundesregierung die Macht des Kapitals nur schwer beschränken könne. "Das ist nicht national zu machen", sagte der Minister dem Blatt. Als Beispiel nannte er Steueroasen im Ausland.

"Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Reichen ihre Geldsäcke in die Schweiz oder nach Liechtenstein schaffen und nur die einfachen Lohnempfänger Steuern zahlen."

Einheitliche Unternehmensbesteuerung

Eichel ergänzte: "Was wir brauchen, ist eine Vereinheitlichung der Unternehmensbesteuerung in Europa. Dafür kämpfe ich seit Langem." Eichel hat angesichts der erwarteten Steuerausfälle bei Bund, Ländern und Gemeinden eine Erhöhung der Mehrwertsteuer nicht mehr kategorisch ausgeschlossen.

Auf die Frage, ob er versprechen könne, dass es keine Erhöhung der Mehrwertsteuer nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Ende Mai geben werde, sagte der Finanzminister: "Wenn ich es alleine in der Hand hätte, würde ich es versprechen. Ich will und wollte nie eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Aber fragen Sie doch mal die CDU-Ministerpräsidenten." (AP, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.05.2005)