Salzburg - Eigentlich hätte Hans Steiner, Geschäftsführer der Alpenmilch Salzburg bei seiner Bilanzpressekonferenz am Mittwoch entspannt die Erfolgzahlen aus dem Jahr 2004 referieren können: Bei einem Umsatz von rund 90 Millionen konnte der Jahresgewinn gegenüber 2003 mit 1,1 Millionen Euro verdoppelt werden. Und mit einem Durchschnittspreis von 32,84 Cent pro Kilogramm Milch zahle man auch deutlich mehr an die Landwirte als den österreichischen Schnitt von 32,17 Cent. Dadurch hätten die Bauern in Summe ein um eine Million Euro höheres Milchgeld erhalten.

Trotzdem ist der Alpenmilchchef unzufrieden. Er vermisst die Unterstützung der Politik für die mit "schwieriger werdenden Rahmenbedingungen" ringende Salzburger Milchprodukteerzeugung.

Anlass für Steiners Klage ist die europaweite Ausschreibung des Milchkontingentes der Landeskrankenanstalten. Zwar würde der Verlust des Auftragsvolumens von rund 300.000 Euro pro Jahr die Alpenmilch "nicht existentiell" bedrohen, Steiner fürchtet aber "die Vorbildwirkung": Würde man im Krankenhaus Milch aus Holland trinken, könnten die Konsumenten am Kühlregal auch schnell zur ausländischen Konkurrenz greifen.

Von der im Regierungsprogramm formulierten Unterstützung heimischer Produzenten durch das Land, merke die Alpenmilch wenig. Steiner ärgert besonders, dass laut Ausschreibung der Preis mit 60, die Qualität aber nur mit 40 Prozent bewertet werden soll: "Wir können und wollen nicht jeden Preis machen."

"Gängig", EU-Recht zu umgehen

Mit politischer Rückendeckung hätten die Landeskrankenanstalten, die laut EU-Recht vorgeschriebene Ausschreibung übrigens umgehen können, glaubt er. Eine Möglichkeit wäre die Trennung in Produktgruppen gewesen, um das Auftragsvolumen unter die von der EU festgesetzte Ausschreibungsgrenze zu drücken. Dies sei bei allen derartigen Großkunden auch gängige Praxis, vermutet Steiner. Die Alpenmilch wäre jedenfalls noch nie zu einer Ausschreibung in Bayern eingeladen worden, sagte er am Mittwoch.

Die Opposition im Landtag hat die Debatte indes reflexartig wie dankbar aufgegriffen. FPÖ-Landeschef Karl Schnell warnt bereits lautstark vor "polnischer Milch in unseren Krankenhäusern". (neu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.5.2005)