Wann erscheint die Dissertation im Fach Publizistik mit dem Titel: "Kampagnen der Kronen Zeitung, die nichts bewirkt haben"? Die Krone übt gewiss einen Langzeiteinfluss auf die Volksseele aus. Wenn man aber ihre letzten großen politischen Kampagnen verfolgt, fällt ein hoher Misserfolgsfaktor auf. Temelín? Steht noch immer. Die schwarz-blaue Koalition? Wurde verwirklicht, obwohl Cato aus durchaus Haider-freundlichen Überlegungen dagegen war (er sagte Haider, er solle noch eine Wahl abwarten, dann werde er Kanzler). Nun also die Kampagne für eine Volksabstimmung über die EU-Verfassung. Faktisches Ergebnis null, außer dass sich - immerhin - die Anti-EU-Stimmung verschärft. Das veranlasst nun den deutschen Hälfteeigentümer der Krone, Erich Schumann von der WAZ, zu einer öffentlichen Geste. Er gratuliert Kanzler Schüssel brieflich zur großen Parlamentsmehrheit beim EU-Verfassungsvertrag mit einem Passus über "den Nationalismus der Ewiggestrigen". Sehr viel klarer kann sich ein Miteigentümer nicht von seinem Blatt distanzieren. Schumann ist ein überzeugter Europäer. Möglicherweise hat er aber auch keine Freude mit Kampagnen, die verpuffen. (Hans Rauscher/DER STANDARD; Printausgabe, 12.5.2005)