London - Ein Computerausfall hat an der Londoner Börse am Mittwoch stundenlang alle Geschäfte verhindert und den wichtigsten europäischen Aktienmarkt in völliges Chaos gestürzt. Die technische Katastrophe ereignete sich am letzten Tag des britischen Steuerjahres, einem der traditionell geschäftigsten Tage des Jahres. Am Nachmittag, als die Computer noch immer nicht liefen, gingen Spekulationen über eine Verlängerung des britischen Steuerjahres um. Nach Angaben der Börse wurde ein Fehler im Computer entdeckt, der die Aktienpreise aus dem Zentralrechner an die Börsenmakler schickt. Die Börse konnte am Morgen nicht wie gewohnt um 08.00 Uhr (09.00 MESZ) beginnen. Der Londoner Aktienmarkt konnte deswegen auch nicht auf die Turbulenzen an der Wall Street reagieren. "Ein Albtraum", stöhnte ein Händler. "Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können", sagte Jim Wood-Smith vom Maklerhaus Greig Middleton. Kein Ausweichen vor der Steuer möglich gewesen Die Händler wurden von der Börse mit Faxen und Aushängen über die Behebung des Schadens auf dem Laufenden gehalten. Die Börse teilte mit, nach dem für den späteren Nachmittag geplanten Hochfahren der Computer werde voraussichtlich der Börsentag bis in den Abend hinein verlängert, um die Geschäfte abwickeln zu können. Am letzten Tag des Steuerjahres werden in Großbritannien üblicherweise besonders viele Transaktionen getätigt, mit denen der Kapitalertragssteuer so weit wie möglich ausgewichen werden soll. "Dieser Zusammenbruch ist wirklich ein Problem", sagte Mark Dampier vom Brokerhaus Hargreaves Lansdown. Händler bedauerten auch, dass der Computerausfall sich präzise zu dem Zeitpunkt ereignete, an dem über ein mögliches Zusammengehen der Londoner und der Frankfurter Börse gesprochen wurde: "Das ist eine schlechte Reklame für die City. Wir sehen auf der Weltbühne heute nicht gut aus", sagte Dampier. (APA/dpa)