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Wien/Mailand - Die Suche nach einem Generaldirektor für die Telekom Austria bleibt spannend bis zum nächsten Dienstag. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Mobilkom-Chef Heinz Sundt ist, der Werner Kasztler beerben wird, sei "ziemlich sehr groß", verlautet aus Unternehmenskreisen. Aber die Gleichung sei noch nicht aufgegangen, denn es gebe zwei entscheidende Unbekannte: Nämlich, welche Vorstandsmitglieder Minderheitspartner Telecom Italia (TI) nach Wien entsenden wird.


Italien lässt sich Zeit

Von dieser Entscheidung habe Heinz Sundt abhängig gemacht, ob er die Mobilkom, die Ertragsperle des TA-Konzerns, in Richtung Festnetz-Mutter verlassen werde, sagen Vertraute.

TI, die zwei Vorstände nominieren kann, lässt sich damit allerdings Zeit. Vier bis fünf Kandidaten seien in der engeren Auswahl, heißt es bei TI in Mailand. Darunter der "Brillenmanager" Stefano Colombo von Carrera Optyl (Safilo) in Oberösterreich, dem als profundem Österreich-Kenner auch TI-intern die größten Chancen eingeräumt werden, Alberto Mazzarelli als Finanzmanager nachzufolgen.

Schwieriger gestaltet sich offenbar die Suche nach einem Marketing-Manager, der die Funktion von Claudio Albanese fliegend übernehmen soll. Insider sprechen davon, dass Technik-Chef Rudolf Fischer, der als Fixstarter gilt, ins Marketing wechseln könnte - eine Funktion, die er im vergangenen Jahr "mit betreut" hatte. Die Telecom-Italia-Sprecherin betont jedoch, dass man Finanzen und Marketing nicht aus der Hand geben werde.

Ungewissheit gibt es darüber hinaus, wie viel der ehemalige IBM-Manager Sundt verändern darf im Telefonriesen. Angesichts des Ergebniseinbruchs, der sich für das Geschäftsjahr 1999 abzeichne, bekommt Sundt wohl weitgehende Vollmachten. Auch die Gewerkschaft kann mit ihm und er mit ihr. Er habe eine gute Hand mit "verunsicherten Postlern".

Wer wem folgt

Die Lücke in der Mobilkom dürfte rasch gefüllt sein, denn mit Boris Nemsic gebe es bereits einen bewährten Neo-Chef, mit dem "alle können", heißt es in der Handy-Tochter. Nemsic war stets als Nachfolger für Technik-Vorstand Ernst Tallowitz gehandelt worden, der 2002 ausscheiden wird. Nemsic hat die kroatische A1-Tochter VIPNet, das bisher erfolgreichste Auslandsengagement des österreichisch-italienischen Telefonbündnisses, aufgebaut.

Ob Sundts "rechte Hand", Unternehmenssprecher Martin Bredl, seinem Chef folgt, ist völlig offen. Er kann mit beiden "gut", heißt es in gewöhnlich gut informierten Kreisen. Möglicherweise muss er mit seinem Chef mitgehen. Denn als gelernter "Postfuchs" weiß er, wohin der Zug im Unternehmen fährt. (ung/tkb)