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Der iranische Geistliche Mehdi Parvardeh beim Ausfüllen der Formulare zur Kandidatur

Foto: Reuters/Nikoubazl
Teheran - Einen Tag vor Ablauf der Einschreibungsfrist für die Präsidentschaftswahl im Iran haben sich am Freitag weitere Bewerber registrieren lassen. Die prominentesten sind der frühere Polizeikommandant Mohammed Baker Kalibaf und der Bürgermeister von Teheran, Mahmud Ahmadinejad, die beide als Ultrakonservative gelten.

Der als gemäßigt geltende frühere Parlamentsvorsitzende Mehdi Karoubi ließ sich ebenfalls als Kandidat registrieren. Für Samstag wurde mit der Kandidatur von zwei islamischen Hardlinern gerechnet, dem früheren Chef des staatlichen Fernsehens, Ali Larijani, und dem ehemaligen Außenminister Ali Akbar Velayati. Beide sind Berater des geistlichen Oberhauptes des Irans, Ayatollah Ali Khamenei.

Favorit

Als aussichtsreichster Kandidat bei der Wahl am 17. Juni gilt der frühere Staatschef Akbar Haschemi Rafsanjani, der sich als pragmatischer Konservativer präsentiert. Der derzeitige reformorientierte Präsident Mohammed Khatami darf gemäß der Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Bis Freitag reichten 565 Bewerber, unter ihnen 45 Frauen, ihre Kandidatur für Khatamis Nachfolge ein.

Nach Ablauf der Registrierungsfrist am Samstagnachmitag muss der Wächterrat binnen zehn Tagen darüber entscheiden, welche Kandidaten zugelassen werden. Das nicht gewählte ultrakonservative Gremium aus Religionsgelehrten lässt sich bei seiner Entscheidung davon leiten, ob die jeweiligen Kandidaten seiner Meinung nach treu zu den Prinzipien des Islams und der Islamischen Republik stehen. 2001 hatte der Wächterrat von 814 Bewerbern nur zehn der Kandidatur für würdig befunden.

Unterdessen wurde bekannt, dass der wegen Spionage für die USA zu viereinhalb Jahren Haft verurteilte reformorientierte Politiker und Journalist Abbas Abdi vor einigen Tagen auf freien Fuß gesetzt wurde. Wie sein Anwalt mitteilte, erfolgte die Freilassung nach einem einstimmigen Urteil des Obersten Gerichtshofs. Abdi verbrachte insgesamt 30 Monate im Gefängnis. Ein Gericht hatte ihn im Februar 2003 wegen "Weitergabe von Informationen an die Feinde der islamischen Regierung" und "regierungsfeindlicher Propaganda" zu acht Jahren Haft verurteilt. Im April 2003 wurde die Strafe reduziert.

Abdi hatte eine vom US-Institut Gallup in Auftrag gegebene Umfrage veröffentlicht, wonach 74 Prozent der Iraner sich dafür aussprachen, die seit 1980 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Teheran und Washington wieder aufzunehmen. Dem Anwalt zufolge begründete das Oberste Gericht seine Entscheidung unter anderem damit, dass sich der Iran und die USA nicht im Kriegszustand miteinander befänden. (APA)