
Am 14. Mai 2005 fand im Kulturszene-Treff republic in Salzburg ein Festakt zum 50jährigen Staatsvertragsjubiläum statt. Gleichzeitig wurde die Ausstellung "Als der Westen golden wurde - Salzburg 1945 - 1955 in US-amerikanischen Fotografien" im Museum Carolino Augusteum eröffnet. Autobigraphische Texte von Thomas Bernhard begleiteten den Festakt und führten zu Kontroversen.

Erich Marx, der Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum übernahm die Begrüßung des Publikums.

Im Publikum befanden sich zahlreiche Zeitzeugen der amerikanischen Besatzung, die aufmerksam die Vorträge verfolgten.

Das Salzburger Tanzorchester SATO spielte Originalsound aus der Besatzungszeit. Mit Ohrwürmern von Benny Goodman und Glenn Miller sorgten sie für Atmosphäre.

Ulrike Engelsberger vom Salzburger Landesarchiv schilderte detailliert die Recherchen für das Buch "Als der Westen golden wurde". Kurz und pointiert wurde sie von Eva Maria Feldinger vom Carolino Augusteum unterstützt.

Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) und Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) freuten sich über die Überreichung des neuen Bildbandes zur Ausstellung.

Eklat?
Der Schauspieler Peter Pikl las aus autobiographischen Texten Thomas Bernhards, der die Besatzungszeit als Kind in Salzburg erlebte. Die darin vorkommenden kirchen-kritischen Texte veranlassten Wilfried Haslauer (ÖVP) den Festakt frühzeitig zu verlassen und führten zu kontroversiellen Diskussionen im Publikum.

Landeshauptmann-Stv. Wilfried Haslauer (ÖVP) vor der Lesung der Bernhard-Texte...

... während der Lesung: Der LH-Stv. Haslauer verließ demonstrativ den Saal.

Nach der Lesung: Wo bleibt der LH-Stv....? Auch nach der Lesung ward er nicht mehr gesehen.

Universitätsprofessor Reinhold Wagnleitner moderierte (auch ohne LH-Stv.) den Gedankenaustausch mit Gabi Burgstaller und Heinz Schaden. Da die beiden Salzburger Politiker die Nachkriegszeit nicht selbst miterleben mussten, berichteten sie von den Erfahrungen ihrer Eltern.

Eine Zeitzeugin, die die Kriegs- und Nachkriegszeit auf einem Bauernhof in Kärnten verbrachte, wünscht sich weniger Show und mehr authentische Berichte von Einzelschicksalen. "Über unsere Familien spricht keiner mehr", sagt sie, die selbst fünf Familienangehörige im Krieg verloren hat. Auch ihr Jugendfreund, ein Medizinstudent, wurde im Krieg als Pilot abgeschossen: "Es war eine Tragödie."

Anschließend ging es zur Besichtigung der neuen Ausstellung "Als der Westen golden wurde - Salzburg 1945 - 1955 in US-amerikanischen Fotografien" ins benachbarte Museum Carolino Augusteum.

Reges Interesse herrschte an den Fotografien des "National Archives" in Washington.

Alltag während der Besatzungszeit: ein US-Soldat und eines der vielen Flüchtlingskinder in Salzburg.

Neben den offiziellen US-Fotos widmet sich die Ausstellung den privaten Fotografien des amerikanischen Besatzungsoldaten Dominick Del Giudice. Menschen stehen im Mittelpunkt seiner Bilder, die er während seines Aufenthaltes in Salzburg gemacht hat.

Diese Zeitzeugin arbeitete während der Nachkriegszeit für die US-Macht und empfand die Besatzung als Erlösung. Sie heiratete später einen Amerikaner und kehrte erst vor kurzem wieder nach Salzburg zurück. Sie findet: "Die Ausstellung ist ausgezeichnet, aber der Festakt war eine Zumutung."

Peter Pikl verteidigt die Auswahl der Texte und kann die Aufregung des Publikums nicht nachvollziehen. Er kritisiert das eingeschränkte Kunst-Verständnis der Salzburger, das er als Ursache für die Ablehnung der Texte Bernhards sieht.

Generationensprung
Das junge Publikum auf der Terrasse des republic zeigte wenig Interesse an den Feierlichkeiten und deren Kontroversen. (bimi)