Washington - Diabetiker könnten einmal das für sie
lebenswichtige Insulin in der eigenen Leber produzieren: Israelische
Forscher haben menschliche Leberzellen gentechnisch zu
Insulinproduzenten umgewandelt und damit 60 Tage lang erfolgreich
Diabetes bei Mäusen behandelt. Das berichten die Mediziner um Sarah
Ferber vom Chaim-Sheba-Klinikum in Tel Hashomer in einer Online-
Vorabveröffentlichung des Fachblatts "Proceedings of the National
Academy of Sciences".
Ist die Methode auch langfristig bei Menschen erfolgreich, könnte
sie möglicherweise einmal Patienten mit Typ-1-Diabetes helfen, bei
dem das fehlgeleitete Immunsystem die körpereigenen, Insulin
produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Typ 1 der
Krankheit betrifft etwa fünf Prozent aller Diabetiker.
Die Forscher nutzten das Gen PDX-1 (pancreatic and duodenal
homeobox gene-1), dessen maßgeblicher Einfluss auf die Entwicklung
der Bauchspeicheldrüse und deren Insulin produzierenden Beta-Zellen
bekannt ist. Das Gen aktivierte im Labor die Insulinproduktion bei
Leberzellen, die die Forscher Menschen entnommen hatten. Anschließend
setzten die Mediziner diese Leberzellen diabeteskranken Mäusen ein
und konnten beobachten, wie sich deren Blutzuckerspiegel langsam und
dauerhaft senkte. Die implantierten Zellen steuerten ihre
Insulinproduktion blutzuckerabhängig.
Weniger Medikamente
Nach Meinung der Forscher stellt das Verfahren die künftige
Behandlung von Diabetikern mit eigenen Leberzellen in Aussicht. Das
würde den Patienten die schwer verträglichen Medikamente zur
Unterdrückung der eigenen Immunabwehr ersparen, die bei einer
Transplantation fremden Gewebes ein Leben lang eingenommen werden.
Darüber hinaus gibt es tausendfach mehr Typ-1-Diabetiker als
verfügbare Bauchspeicheldrüsen-Spenden. Typ-1-Diabetes lässt sich
zwar gut künstlich regulieren, dabei besteht jedoch stets das Risiko
der Unter- oder Überzuckerung. (APA/dpa)