Landeshauptmann Haider lässt das Asylwerberheim in Döbriach schließen. Bei denen, die noch bleiben dürfen, wurde das Tragen von Kopftüchern und langen Kitteln "eingedämmt".

Klagenfurt – Keine Frage, Dieter Burgstaller ist ein erfolgreicher Unternehmer und Campingplatzbesitzer in Döbriach am Millstätter See. Dieter Burgstaller ist auch freiheitlicher (oranger) Gemeinderat von Döbriach und ein Dorfkaiser. Sein "Erlebnis-Campingplatz" ist europaweit preisgekrönt. Auf seiner Homepage lädt ein Kleinkind zum Campingspaß ein. In Windelhöschen. Herr Burgstaller hält viel auf Ordnung und Sauberkeit. Herr Burgstaller will auch saubere Verhältnisse in Döbriach. Und er sorgt sich um die Reputation des Tourismusortes. Deshalb müssen die Asylanten weg. Alle.

Drei Asylantenheime mit insgesamt 131 Menschen gibt es in der Gemeinde Radenthein. Zwei davon befinden sich in Döbriach.

Herr Burgstaller hat Unterschriften gesammelt. Über 800. Weil die Döbriacher bereits Angst hätten, abends spazieren zu gehen, und ihr Eigentum wegsperren müssten. Döbriach sei ein "schützenswerter Kulturraum". Das alles steht auf den verteilten Flugblättern.

Jetzt hat er mit seiner Bürgerinitiative einen Etappensieg errungen. Das Haus "Ernesto", das früher ein Tourismusbetrieb war und jetzt als Heim für sieben Flüchtlingsfamilien – insgesamt 35 Personen, überwiegend Kinder – dient, ist zu.

Haiders Weisung

Herr Burgstaller hat den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ) um Unterstützung gebeten. Der hat das Flüchtlingsheim "Ernesto" per Weisung mit 31. Mai sperren lassen. Ohne schriftliche Angabe von Gründen. In der Öffentlichkeit sagt er, es gäbe eine bundesweite Richtlinie, wonach Asylwerber in Tourismusgebieten nur vorübergehend untergebracht werden dürften. Manche der Asylwerber aus Tschetschenien, Armenien und dem Kosovo leben aber schon zwei Jahre im "Ernesto". Etliche ihrer Kinder besuchen die Volksschule, die ohne sie nur mehr zweiklassig geführt werden könnte.

Haiders Weisung hat im Flüchtlingsreferat des Landes Bedauern ausgelöst, denn das Heim gilt als eines der bestgeführten Kärntens. Viele Döbriacher sind empört. Der Elternverein der VS Döbriach wollte Landeshauptmann Haider und dessen SPÖ-Vize Peter Ambrozy eine Petition überreichen. Sie wurden nicht empfangen.

Auch der SPÖ-Bürgermeister Franz Buchacher setzt sich für die Asylwerber ein. SPÖ- Menschenrechtssprecher im Nationalrat, Walter Posch, und seine Kollegin Melitta Trunk bezeichnen Burgstallers und Haiders Vorgehen als "menschenverachtend".

Die grünen Landtagsabgeordneten Rolf Holub und Barbara Lesjak wollen die Staatsanwaltschaft einschalten. Holub und Melitta Trunk fordern Haider auf, seine Weisung zurückzunehmen. Dessen Pressesprecher lehnt ab. Es gäbe genügend andere Asylantenheime in Kärnten.

Trunk hat jetzt Innenministerin Liese Prokop gebeten zu überprüfen, ob es die von Haider zitierte bundesweite Regelung zu Asylanten in Tourismusgebieten überhaupt gibt.

Herr Burgstaller kann diese Angriffe auf ihn ganz und gar nicht verstehen: "Die Anrainer sind verzweifelt. Eine will ihr Haus verkaufen, aber niemand traut sich etwas zu sagen. Ich nenne eben die Dinge beim Namen." Sie würden "Fahrräder stehlen", die Asylanten, Einheimische mit dem "Kehledurchschneiden bedrohen" und ihm "in die Rezeption spucken". Aber wenigstens habe man bei den Frauen das "Tragen von Kopftüchern und langen Kitteln eindämmen" können. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.05.2005)