Lausanne - Die durch einen leichten Schlaganfall hervorgerufene Schädigung des Gehirns kann dazu führen, dass sich der Stil eines Künstlers verändert. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV) gekommen. Die Wissenschafter untersuchten die Auswirkungen eines Schlaganfalles auf zwei Maler. Sie beobachteten deutliche Veränderungen in den verwendeten Farben und den in den Arbeiten dargestellten Details. Die Ergebnisse wurden im "Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry" veröffentlicht.

Einer der Künstler hatte einen Schlaganfall im linken Occipitallappen erlitten, der mit der Verarbeitung der geistigen Bilderwelt in Zusammenhang gebracht wird. Beim anderen Künstler war der limbische Thalamus in Mitleidenschaft gezogen worden, der mit den Frontallappen verbunden ist, die mit der Kreativität in Zusammenhang gebracht werden. Die Schlaganfälle hatten laut BBC keine Auswirkung auf die Wahl der dargestellten Themen. Die deutlichen Veränderungen des Stils wurden sowohl von einem Kunstkritiker als auch einem Berufskollegen bestätigt.

Die beiden Fälle

Beim ersten Künstler, einem 57 Jahre alten Rechtshänder, wurde die Darstellung der menschlichen Gliedmaßen dünner, schärfer und stilisierter. Gleichzeitig kam es zu einer vereinfachten Darstellung der Details. Licht spielte in den Arbeiten, die auch abstrakter wurden, eine stärkere Rolle. Der Maler gab an, dass er früher vor dem Malen die Leinwand eine Stunde lang visualisiert hatte. Jetzt war er dazu nicht mehr in der Lage. Jetzt entstünde die Inspiration nach und nach beim Malen selbst.

Der zweite 71 Jahre alte Maler konnte mit beiden Händen arbeiten. Er nutzte vor dem Schlaganfall die rechte Hand mehr als die linke. Nach dem Schlaganfall hatte sich diese Vorliebe genau umgekehrt. In seinen Arbeiten spielten Struktur und lineare Organisation eine größere Rolle. Die Farbenwahl und die Kontraste wurden kühner. Zusätzlich wechselte er von symbolischen zu mehr realistischen Darstellungen. Andere neurologische Schädigungen können ebenfalls eine Rolle spielen. Bei Demenz und Alzheimer wurde nachgewiesen, dass sich bei manchen Patienten der emotionale Ausdruck und die künstlerische Kreativität veränderten. (pte)