Brüssel - Zu ungewöhnlich früher Stunde - um halb acht Uhr - treffen sich heute, Donnerstag, EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel und Agrarminister Josef Pröll. Die EU-Kommissarin sieht sich vor allem als "Zuhörende", wie ihr Sprecher zum STANDARD sagte.

Sie wolle aber auch klarstellen: Wenn die Finanzvorschläge der Kommission für die nächsten Jahre nicht akzeptiert werden, dann drohe eine Mittelkürzung auch im Agrarbereich.

Österreich ist einer der EU-Nettozahler und gegen eine Ausdehnung des EU-Haushalts , bekommt aber auch erhebliche Mittel aus dem Agrarbudget. Laut dem Sprecher seien vor allem Mittel für die ländliche Entwicklung gefährdet.

Bis zu 50 Prozent weniger Förderungen

Pröll befürchtet, dass durch die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Umschichtungen in andere, nicht direkt agrarische Bereiche wie die ländliche Entwicklung, die Mittelkürzungen in manchen Region Österreichs bis zu 50 Prozent der Förderungen ausmachen.

Derzeit erhält Österreich rund 640 Mio. Euro für das heimische Agrar-Umweltprogramm Öpul, der größten heimischen Landwirtschaftsunterstützung. Sollte sich die EU-Kommission durchsetzen, könnte dies eine Reduktion auf 480 Mio. Euro bedeuten.

"Wir hören uns die österreichischen Bedenken an", sagte der Sprecher. Gleiches gilt für österreichische Sorgen bezüglich der Zucker- und Getreideproduktion. Hier müsse die Ernte abgewartet werden.

Vorschläge für Zuckerreform

Die EU-Kommission will zur Zuckerreform am 22. Juni Vorschläge vorlegen. Dem Vernehmen nach soll die gesamte Zuckerproduktion in Europa reduziert werden. Für Österreich würde dies bedeuten, dass die zugestandene Produktionsquote von derzeit 387.000 Tonnen pro Jahr um rund 62.000 Tonnen (16 Prozent) zurückgefahren werden müsste.

Als Vorreiter sieht die EU Österreich im Bereich ökologische Landwirtschaft an. Hier ist das Know-how Wiens für einen Aktionsplan gefragt, der im Moment in Brüssel erarbeitet wird. Unter österreichischer EU-Präsidentschaft Anfang 2006 soll auch ein Bericht zum Umgang mit genmanipulierten Pflanzen vorgelegt werden. (afs, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.05.2005)