Wien – Alle zwei Stunden verunglückt im Schnitt ein Kind im Straßenverkehr, alle zwei Wochen kommt es zu einem tödlichen Unfall. Die Kleinen sehen aber nicht nur den Verkehr als Gefahr, auch das soziale Umfeld auf der Straße macht ihnen Angst, zeigt eine am Mittwoch präsentierte Untersuchung des ÖAMTC.

Kinder zwischen acht und neun Jahren wurden in Wien, Linz und Matrei in Osttirol mittels qualitativen Interviews befragt, auch die Sorgen und Einschätzungen der Eltern erhoben. Die Kids selbst sind dabei durchaus kritische Fußgänger und wissen zumindest theoretisch recht gut über die Gefahren Bescheid. Rechts und links zu schauen, ehe man die Straße überquert, war bei den Interviews eine Standardantwort, ebenso wie die Tatsache, dass Rotlicht bei der Ampel „Stopp“ bedeutet.

Grenzen

In diesem Zusammenhang zeigten sich für Verkehrspsychologin Dora Donosa allerdings auch die Grenzen der kindlichen Fähigkeiten. Denn Schilderungen von Autofahrern, die Ampeln missachten seien oft auf (regelkonform) abbiegende Fahrzeuge zurückzuführen gewesen, berichtete Donosa bei einer Pressekonferenz.

„Komplexere Verkehrssituationen können die Kinder nicht deuten“, daher sei besondere Rücksicht erforderlich. Auf der Wunschliste ganz oben stehen auch der verstärkte Einsatz von Polizisten und Losten auf dem Schulweg.

Nicht nur um vor Autos geschützt zu werden, sondern auch vor „Größeren“. Denn drängelnde Jugendliche, Betrunkene oder „Entführer“ ängstigen die Kinder. Dieser Punkt komme in der Wahrnehmung der Eltern fast nicht vor und sollte von diesen aktiv angesprochen werden, empfahl die Verkehrspsychologin.

Die Eltern geben baulichen Maßnahmen wie Ampeln, Geländern und Zebrastreifen höhere Priorität. Nicht zu Unrecht, wie der ÖAMTC-Verkehrstechniker Roman Michalek weiß. Denn bei einem normalen Schutzweg liegt die Anhaltebereitschaft der Lenker bei rund 40 Prozent. Ist der Zebrastreifen dagegen deutlich ausgeschildert oder mit einer Verkehrsinsel in der Straßenmitte versehen, bleiben doppelt so viele Autofahrer stehen. (moe, DER STANDARD Printausgabe, 19.05.2005)