Brasilia - Einen Tag nach einem Massenprotest landloser Bauern in der Hauptstadt Brasilia hat die brasilianische Regierung am Mittwoch eine Beschleunigung der versprochenen Agrarreform angekündigt. Noch in diesem Jahr sollen 115.000 Bauernfamilien Land erhalten, wie Agrarminister Miguel Rossetto vor Journalisten sagte. Weitere 400.000 Familien sollen im kommenden Jahr folgen.

Rund 12.000 Bauern hatten am Dienstag gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva demonstriert und Arbeit sowie Agrarreformen gefordert. Eine Abordnung der Demonstranten traf mit dem Präsidenten und Minister Rossetto zusammen und übergab eine Liste mit 16 Forderungen. Die Landarbeiter warfen dem Präsidenten vor, seine Versprechungen nicht gehalten zu haben. Am Rande der Demonstration kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, wobei 50 Personen verletzt wurden, darunter 18 Polizisten.

Die größte Demonstration der Bewegung Landloser Landarbeiter (MST) hatte am 1. Mai in der 200 Kilometer entfernten Stadt Goiania begonnen. Präsident Lula da Silva, der im Jahr 2003 mit Unterstützung der MST Präsident wurde, hatte 400.000 Familien bis zum kommenden Jahr Land versprochen. Nach Regierungsangaben wurde seit seinem Amtsantritt an 117.555 Familien Land verteilt, die MST spricht von 81.000.

Brasilien hat eine im internationalen Vergleich extrem ungleiche Verteilung von Landbesitz: 3,5 Prozent der Bevölkerung gehören 56 Prozent des fruchtbaren Landes. Den ärmsten 40 Prozent gehören nur 1 Prozent.(APA/AP)