Wien - "Kunst-Staatssekretär Morak hat geschönte Zahlen über das Kunstbudget vorgelegt. Die Einsparungen sind doppelt so hoch, wie von Morak angegeben", kritisiert die Kultursprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. "Morak hat immer von einer Reduktion des Kunstbudgets in der Höhe von 50 Millionen - von 1,15 Mrd auf 1,1 Mrd - gesprochen, tatsächlich machen die Kürzungen insgesamt aber 105 Millionen aus, wenn man die Zahlungen für die Renovierung des Konzerthauses und des Theaters in der Josefstadt berücksichtigt. Diese sind im letzten Jahr nämlich nicht aus dem Kunstbudget erfolgt", hält Glawischnig in einer Aussendung fest. Besonders betroffen sei Österreichischen Filminstitut (ÖFI), das von 120 Millionen auf 105,8 Millionen gekürzt wurde. "Dazu kommt noch der Wegfall der in den letzten beiden Jahren ausgeschütteten Sonderförderung in der Höhe von jeweils 50 Millionen, sodaß das ÖFI um insgesamt 64 Millionen jährlich weniger zur Verfügung haben wird. Im Bereich Nachwuchsfilm (Kleine Filmförderung) ist das Produktionsbudget schon in den vergangen Jahren dramatisch gekürzt worden, heuer droht eine Reduktion um ca 9 Prozent, sodass statt 11,2 Millionen vom letzten Jahr heuer nur mehr etwa 10 Millionen zur Verfügung stehen werden. "Damit wird vor allem der Filmnachwuchs und der weltweit anerkannte Dokumentarfilm getroffen", kritisiert Glawischnig. Prekäre soziale Absicherung Der Künstlerhilfefonds wird in Zukunft statt 40 nur mehr 35,8 Millionen ausschütten können. "Die soziale Absicherung der Bildenden Künstler wird damit noch prekärer. Das Gleiche gilt für das IG-Netz, die soziale Absicherung der darstellenden Künstler", so Glawischnig. Vom Konkurs bedroht sieht die Grüne Kultursprecherin auch die erst vor kurzem gestarteten Freien Radios, die insgesamt rund 7 Millionen zum Überleben brauchen würden. "Versprochen wurden maximal 5 Millionen, wieviel sie tatsächlich kriegen werden, steht noch in den Sternen. Wenn in den nächsten beiden Wochen keine Entscheidung über die Finanzierung der Freien Radios fällt, dann werden einige den Konkurs anmelden müssen." Besonders zynisch sei in diesem Zusammenhang die Äußerung von Kunststaatssekretär Morak zu werten, der den nicht-kommerziellen Freien Radios den Verkauf von Werbezeiten anempfahl. "Das steht im völligen Widerspruch zu den formulierten Zielen der Freien Radios, die sich bewußt als nicht-kommerziell verstehen", so Glawischnig. Zukunft der Kuratoren ungewiss Ungewiß sei laut Auskunft von Kunstsstaatssekretär Morak im gestrigen Kulturausschuß auch die Zukunft der Kuratoren. Er wolle zunächst das Konzept evaluieren, bevor er eine Entscheidung treffen will, was frühestens im Herbst erfolgen werde. "Die Neuen Medien will Morak offenbar überhaupt der Industrie ausliefern, denn an eine Förderung über das Kunstbudget denkt er nicht mehr. Das ist ganz im Sinne der Regierungserklärung, die eine staatliche Kunstförderung nicht mehr enthält, sondern die Kunst dem Markt ausliefern will", kritisiert Glawischnig. Die Kultursprecherin erinnert daran, daß noch im Weißbuch der letzten Bundesregierung eine Erhöhung des Kunstbudgets auf 1,8 Milliarden gefordert wurde. "Die Absichten der blau-schwarzen Bundesregierung gehen offenbar in die Gegenrichtung. Die Kunst soll entgegen allen schönen Beteuerungen sukzessive ausgehungert werden. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil dieser Regierung gerade von den Kunstschaffenden entschiedener Widerstand entgegengebracht wird", so Glawischnig abschließend. Morak: Mehr Transparenz im Budgetvollzug "Mein Ziel ist es, eine effiziente, serviceorientierte und vor allem transparente Abwicklung der Subventionen zu schaffen". Das erklärte Kunst-Staatssekretär Franz Morak am Donnerstag nach der ersten aktuellen Aussprache dieser Legislaturperiode im gestrigen parlamentarischen Kulturausschuss und der heutigen Debatte im Budgetausschuss in einer Aussendung. "Förderungen sind keine Geschenke der Republik, sondern Steuergelder, die es verantwortungsvoll zu verwalten gilt". "Beim Kunstbudget ist es zwar zu einer Kürzung von 4,5 Prozent gekommen, was aber im Vergleich zu den Budgets anderer Ressorts und angesichts der prekären budgetären Gesamtlage durchaus als Erfolg zu werten ist", sagte Morak, angesprochen auf das Budget für sein Ressort. In diesem Zusammenhang kritisierte der Staatssekretär, dass es in den ersten Tagen seiner Ressortübernahme "vielfach unmöglich war, einen exakten Überblick über die noch verfügbaren Förderbeträge zu erlangen. So wurden beispielsweise Fördermittel unter Außerachtlassung der geltenden haushaltsrechtlichen Vorschriften verbucht. Andererseits gab es seitens der Subventionsempfänger ein nicht abgerechnetes und nachgewiesenes Fördervolumen in beträchtlicher Höhe". Dass sich der Bund bei den Projekten Konzerthaus und Josefstadt, wo es vertragliche Zusagen des ehemaligen Finanzministers gibt, nicht aus der Pflicht nimmt, zeuge von Seriosität und Verantwortungsbewusstsein gegenüber wesentlichen Institutionen im österreichischen Kulturleben, so Morak. "Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir mit einem Volumen von 620 Millionen Schilling ungedeckter Zusagen konfrontiert waren. Dass dieses Budget als Reformauftrag verstanden werden soll, musste also allen klar sein. Morak: Kunstschaffende in einem Spannungsverhältnis zur Politik Für die Bestellung der neuen Kunstkuratoren für Tanz und Medien sei zuerst noch eine grundsätzliche Diskussion mit allen Betroffenen und eine Evaluierung der bisherigen Tätigkeit nötig, so Morak. "Immerhin wurden bisher 180 Millionen Schilling investiert, eine Bewertung wäre jetzt angebracht. Dieser Diskussionsprozess soll auch in enger Kooperation mit dem bisherigen Standort der Kuratoren, dem Museumsquartier, und dem dort geplanten "future lab" stattfinden". Abschliessend ging Morak auf die mehrfach geäusserte Kritik an der Regierung ein: "Kunstschaffende leben von vornherein in einem Spannungsverhältnis zur Politik. Was ich auch gut so finde. Auch ich habe als Künstler meine Regierung nie geliebt. Wir müssen die Künstler als 'vorgeschobene Antennen' im gesellschaftspolitischen Diskurs verstehen". kosmos frauen.raum Wie schaut die von Morak propagierte Transparenz nun aus? Bereits seit vier Wochen warten die kosmos.frauen auf die dringend erforderliche Reaktion der BKA-Kunstsektion auf das Ansuchen nach Förderung von zusätzlich 1,8 Millionen Schilling zur Ausfinanzierung des neuen Kulturzentrums kosmos frauen.raum. dieStandard.at konnte dazu bisher keine Stellungnahme erhalten - obwohl sie von Morak zugesagt worden waren. (APA/red)