Andreas Ungerböck (Hg.)
Österr. Kinohandbuch 2000/01
öS 180,-/352 Seiten

PVS Verleger, Wien 2000


Halbleere Multiplex-Kinos bzw. dennoch unvermindert aus dem Boden schießende Entertainment- und Erlebnis-Center. Dagegen: Ein harter Überlebenskampf der "konventionellen" Lichtspieltheater, der ländlichen Filmclubs und anderer Privatinitiativen, die im Kino noch immer mehr suchen als perfekte Bedröhnung.

Zur Beschreibung und Analyse dieses frostigen heimischen Szenarios hat der Wiener Filmpublizist Andreas Ungerböck als Herausgeber des 1998 erstmals erschienenen "Österreichischen Kinohandbuchs" wesentlich beigetragen. Und auch in der neuen Ausgabe dieses handlichen Kompendiums hält er die wichtigsten Daten und Fakten einer Landschaft fest, in der kaum noch "ein Stein auf dem anderen" zu bleiben droht.

Anhand des Baus eines "Cineplexx"-Centers in Hohenems wird etwa beispielhaft die veränderte strukturelle Situation in Vorarlberg dargelegt. Eine Chronik der fatalen Wiener Struktur- und Stadtplanung steht wiederum Porträts von Kleinkinos gegenüber, die deutlich machen: Wichtig ist nicht nur, was gespielt wird. Es ist auch bedeutsam, in welchem Ambiente die (cineastische) Sozialisierung erfolgt. Der Schriftsteller Antonio Fian kommt ebenso mit "provinziellen" Jugenderinnerungen zu Wort wie Viennale-Direktor Hans Hurch oder ORF-Starmoderator Ernst Grissemann. Der Filmemacher Wolfgang Murnberger erinnert sich etwa liebevoll an das von seiner Familie geführte Kino in Wiesen. Anlässlich eines traurigen Falls, in dem sich ein Film überhaupt nicht verkaufte, meint er: "Meine Eltern fassten es nicht, vom ganzen Kinopublikum allein gelassen worden zu sein." Man sieht: Die Wertmaßstäbe haben sich drastisch verändert.

Adressen der Kinos, Festivals, Verleiher und Filmförderungsstellen im "Land der begrenzten Möglichkeiten" vervollständigen den nicht nur für Brancheninsider informativen Band. Claus Philipp